Über den Sex den Romane verschweigen (Stefan Busch)

Inhaltsüberblick:

In „Über den Sex, den Romane verschweigen“ begibt sich Autor Stefan Busch in einem lebhaften Essay auf eine literarische Reise durch das Schweigen – oder besser gesagt: durch das, was Romane bewusst verschweigen. Busch zeigt, wie bereits Autoren von Klassikern wie Flaubert oder Fontane die Liebesszenen kunstvoll verschleierten und der Fantasie des Lesers damit Raum gaben. Auch in der Gegenwart, in Zeiten von „anything goes“ und überbordender visueller Erotik, verweisen manche Schriftsteller – exemplarisch genannt: Peter Handke – auf eine „Sexbeschreibungsverweigerung“, einen bewussten Verzicht, der Spannung und Deutungskraft erzeugt.

Busch spannt den Bogen zurück bis zu Homer und dessen „Lager der Liebe“, thematisiert Dantes Purgatorium der Liebe, Ellipsen bei Fontane oder die berühmte Szene mit Emma Bovary im Fiaker als Paradebeispiel.

Die Kürze der Sprache, das Auslassen – all das öffnet laut Busch einen interpretativen Spielraum, und das Lesepublikum wird aktiv in die Bedeutungsbildung eingespannt. Leser der „Belle Époque-Zeit“ waren geübt darin – war es doch unschicklich, die „Angelegenheit“ direkt zu schildern. Unterhaltsam und mit feinem Witz führt Busch durch die Regeln dieses Spiels, das Literatur, Lücke und Lust verbindet.

Fazit

Buschs Essay öffnet einen erfrischenden Blick auf die Kunst des Ungesagten: Er zeigt, dass gerade das Verschweigen in der Literatur zu neuen, oft stärkeren Formen der Sinnstiftung führt und in allen Zeiten die Vorstellung angeregt hat. Insgesamt ist dies ein anregender, klug gesponnener Beitrag zur Debatte um Erotik und Ästhetik in der Literatur.

Über den Autor:

Stefan Busch, Jahrgang 1966, wurde 1997 in Mainz mit einer Arbeit über die literarischen Aktivitäten von NS-Autoren in der Bundesrepublik promoviert und unterrichtete anschließend als Visiting Fellow und Dozent für Deutsche Sprache und Literatur an der University of Oxford. Nach einem berufl ichen Wechsel ins wissenschaftliche Verlagswesen zog er 2013 mit seiner Familie von England nach Heidelberg.

Das Buch ist im Dittrich Verlag erschienen, hier kann man es bestellen.

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