Maddalena geht (Margit Weiß)
Inhalt:
Maddalena, die Protagonistin dieses Romans, arbeitet um 1900 in einem abgelegenen ladinischen Bergtal als Hebamme. Man steigt direkt in ihre Gegenwart ein und ist bei einer Geburt dabei. Als Hebamme sieht sie viel – die Armut der strenggläubigen Bauersfamilien, die oft viel mehr Kinder haben, als sie ernähren können. Die Behandlung der Frauen durch ihre Männer, die oft direkt nach der Geburt wieder arbeiten müssen, obwohl sie eine Schonfrist von zwei Wochen empfiehlt.
Sie selbst hatte eine schwere Kindheit. Nun ist sie die zweite Frau des Schmieds, dessen erste Frau bei der Geburt des letzten Kinds starb. Ihre elf Kinder hat sie zusammen mit einem gemeinsamen aufgezogen. Ihr Leben ist von Arbeit geprägt. Warum sie weggeht, wie es der Titel verrät, das wird auf ihrer Wanderung nach Innsbruck in Rückblenden erzählt. Dort lernte sie den Hebammenberuf und traf ihre erste Liebe. Auf dem Weg trifft sie einige Familienmitglieder und nette Menschen, die ihr weiterhelfen. Auch sie hilft, wo sie kann. Einmal kann sie nicht mehr helfen. Ihren Sohn, den ein Bauer in seine Dienste nahm, kann sie jedoch retten und er begleitet sie das letzte Stück ihres Weges nach Innsbruck. Dort wird sie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert – aber alles nimmt ein gutes Ende.
Es bleibt offen, wo sie zukünftig ihren Platz genau finden wird, aber man hat das gute Gefühl, sie wird sich behaupten und vielleicht sogar ihr Glück finden.
Der Roman ist in einfachen Worten geschrieben, man findet sich so gleich in die Person Maddalena und auch ihr Leben in dem Bergtal der Dolomiten ein. Man mag Maddalena und möchte alles über ihre Lebensumstände erfahren, die man nach und nach erfährt. Sie hat den Mut sich aufzulehnen und ihren eigenen Weg zu gehen – trotz aller Widerstände, die ihr in den Weg gelegt werden.
Die Beschreibung des bäuerlichen Lebens ist sehr plastisch und gelungen. Mich hat der Roman stilistisch und auch thematisch an Robert Seethalers Roman „Ein ganzes Leben“ erinnert – man kann nur hoffen, er erfährt eine ähnliche Aufmerksamkeit.
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Gretes Fazit
(für alle, die…mögen) :
+ Ein berührendes Frauenschicksal
+ Liebesgeschichte zwischen zwei Ständen
+ Beschreibung des bäuerlichen Lebens der Bergbauern um 1900
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Über die Autorin
Margit Weiß ist 1963 in Kufstein geboren. Studium in Wien, lebt in Kufstein, tätig als Psychotherapeutin und Autorin. Ihre Familie mütterlicherseits stammt aus dem ladinischen Buchenstein. Die Romanfigur der Maddalena trägt autobiografische Züge ihrer Urgroßmutter, die als Hebamme tätig war.
Das Buch ist im Raetia-Verlag erschienen. Im Raetia-Verlag erschien ebenfalls von ihr: „Wenn der Apfellastwagen kommt. Erinnerungen an eine Südtirolersiedlung“ (2023).
Über das Leben der Bergbauern in den Stubaier Alpen gibt es diesen Artikel von Georg Jäger auf der Seite.
Bisher vorgestellten historischen Romane findet Ihr hier – die Handlungen sind in unterschiedlichen vergangenen Zeiten angesiedelt, beginnend vom Anfang des 19. Jahrhundert.