Ausstellung August Macke – Paradies? Paradies! in Wiesbaden

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Ausstellung August Macke – Paradies? Paradies! (lief bis Mai 21)

Die Sehnsucht nach dem Paradies – in der derzeitigen Situation aktueller denn je! Wie schön, dass es wieder möglich ist, die Sehnsucht nach Kultur zu befriedigen – Museen dürfen wieder öffnen und so auch diese lohnenswerte Sonderausstellung des Museums Wiesbaden.
August Macke, einer der bekanntesten Maler des Expressionismus, malte mit kräftigen Farben Bilder voller Lebensfreude, die oft die Poesie des alltäglichen Leben wiedergeben: Ob sie Menschen beim Flanieren, Lesen und Baden; Stilleben oder Landschaften zeigen. Macke war ein Mensch und Maler voller positiver Energie, sein Arbeiten bezeichnete er selbst als „Durchfreuen der Natur…“. Die Ausstellung zeigt einen guten Querschnitt von Mackes Arbeiten – es finden sich darunter sehr bekannte Gemälde, z.B. von der Tunisreise neben den (jedenfalls mir) weniger bekannten, aber ebenso überzeugenden Stilleben und Porträts.

Eine künstlerische Heimat fand er zeitweise in der Künstlergruppe „Der blaue Reiter“ – man inspirierte sich gegenseitig und propagierte eine moderne zeitgemäße Kunst, in der es nicht mehr um eine akademisch genaue Darstellung ging, sondern um Ausdruckskraft.

August Macke erweiterte den Kreis des blauen Reiters insbesondere mit Malern aus dem Rheinland. Als Mitorganisator der Kölner „Sonderbund-Ausstellung“ fördert er die Entwicklung der expressionistischen Malerei im Rheinland – ein zweiter Teil der Ausstellung zeigt eine Auswahl von Werken künstlerischer Zeitgenossen wie Heinrich Campendonk oder Hans Thuar.

Inspiriert wurde August Macke durch weitere Strömungen der Zeit – so auch den Jugendstil. Dessen Anspruch war nicht weniger als den allumfangenden Zusammenhang aller Bereiche des Lebens durch die Kunst wiederzugeben. Die Natur spiegelte sich in ihren Facetten in der Kunst wieder und die künstlerische Gestaltung konnte sich in allem ausdrücken – ob Wohnhaus, Kaffeekanne, Gemälde oder Reformkleid. Kunst war nichts Elitäres, sondern wurde -neben Kunstwerken- auch in allen Lebensbereichen verwendet. Dahinter stand eine Philosophie, im Einklang mit der Natur zu leben und sie nicht zu zerstören – schon damals vor allem durch die Industrialisierung und heute durch deren weitere Folgen um so aktueller. Man wollte ein irdisches Paradies schaffen, Lebensbereiche reformieren und sich dazu der Kunst bedienen.
Macke hatte Verbindung zu verschiedenen Jugendstilkünstlern, z.B. Peter Behrens. In seinen Bildern zeigt August Macke die Natur und das Leben als Ausdruck des irdischen Paradieses.

Persönlich fand er bei seiner Frau Elisabeth, die er 1907 kennenlernte und 1908 heiratete, seine Heimat. Das Ehepaar hatte zwei Söhne, 1910 und 1913 geboren. Seine Frau porträtierte August gerne – in der Ausstellung sind sechs Porträts von ihr zu sehen. Elisabeth initiierte 1920 im Museum Wiesbaden eine Gedächtnisausstellung mit Bildern ihres Mannes – als Reminiszenz sind 16 der dort gezeigten Bilder in der aktuellen Ausstellung zu sehen, z.B. das sehr berühmte Werk „Der Seiltänzer“.

Denn zu diesem Zeitpunkt war August Macke schon sechs Jahre tot. Der Künstler war ein exemplarisches Künstlerschicksal des Kaiserreichs: Er beschrieb dessen Aufstieg, Hoffnungen und bürgerliche Lebensideale in seinen Bildern. Und musste dann durch dessen fatale Expansionsbestrebungen, die im Ausbruch eines Krieges gipfelten, sterben. Dieser Krieg sollte sich zu einem Weltkrieg entwickeln und vier Jahre andauern. August Macke fiel schon am 26. September 1914 im Alter von 27 Jahren in Frankreich. Welche Bilder hätte er noch malen können, wie wäre seine weitere künstlerische Entwicklung wohl verlaufen? Und er ist nur ein Schicksal von 17 Millionen Toten vieler Nationen, die Opfer des 1. Weltkrieges wurden – als Mahnung an uns alle, die Kriege meist nicht mehr persönlich erleben mussten.

Der Ausstellungskatalog (er kostet 24,95 €) lohnt sich für alle, die sich für expressionistische Kunst und ihre Ursprünge im allgemeinen und für den Maler August Macke und dessen Leben und Wirken im besonderen, interessieren. Viele Abbildungen der Bilder Mackes und einige der rheinischer Expressionisten finden sich darin.

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