Die vergessene Prinzessin (Eva-Maria Bast)

 In Historischer Roman

Die vergessene Prinzessin – ein historischer Roman von Eva-Maria Bast

Zusammenfassung Inhalt:

Hintergrund des Romans ist das bemerkenswerte Leben von Alice von Battenberg, die den Prinzen Andreas von Griechenland heiratete. Ihr fünftes und jüngstes Kind war Prinz Philip – der spätere Gemahl von Queen Elisabeth II. Er verstarb im April 2021, seine Frau kürzlich – am 8. September 2022.
Der Roman erzählt fiktiv Ausschnitte aus Alices spannender Lebensgeschichte. Er setzt 1902 ein – Alice ist eine junge schöne Prinzessin, die allerdings eine Behinderung hat: Sie ist taub. Trotzdem spricht sie mehrere Sprachen und ist eine Meisterin im Lippenlesen. Bei der Krönung von ihrem Verwandten Albert (Onkel Bertie), dem englischen König Edward VII. lernt sie ihren späteren Mann Andreas, den gutaussehenden Prinzen von Griechenland kennen. Es ist Liebe auf den ersten Blick – die beiden heiraten 1903 und gehen nach Athen.

Im Roman werden die ersten glücklichen Jahre erzählt, aber auch die schwere Kriegszeit ab 1912. Hier wird vor allem Alice Wirken bei der Schaffung und Organisation von Lazaretten für die Verwundeten in den Vordergrund gestellt. Die Autorin begleitet Alice durch die unruhigen Zeiten in Griechenland, gekennzeichnet durch mehrere Putsche und immer wieder aufflammende Kämpfe bis zum Abschied ins Exil 1922.

Als Einstieg fungiert ein kurzer Blick aus dem Jahr 1929, der auf ihre späteren „dunklen“ Jahre hinweist, am Ende wird der Rahmen mit einem kurzen Blick auf die letzten Jahre vor ihrem Tod geschlossen.
Man erfährt aus Alice Blickwinkel viel über die damalige Adelswelt und Größen der Zeit, mit vielen, z.B. dem englischen König Edward VII. war sie verwandt – ihre Mutter war eine Enkelin der englischen Königin Victoria.

Textauszug (S. 37-42):

  1. Kapitel

Nun zappel doch nicht so herum «, ermahnte Viktoria von Battenberg ihre Tochter, als die Kutsche am 7. August 1902 auf den Buckingham Palace zufuhr. » Das ziemt sich nicht für eine junge Dame. Und schon gar nicht für die Verlobte eines griechischen Prinzen. «

Alice warf ihr einen überraschten Blick zu. Ihre Mutter schien sich in der Tat so langsam an den Gedanken zu gewöhnen, dass sie bald eine verheiratete Frau sein würde. Immerhin hatte Andreas inzwischen schriftlich bei ihrem Vater um ihre Hand angehalten und damit Viktorias Verlangen nach einem standesgemäßen Antrag Genüge getan.

Die junge Prinzessin musste sich allerdings noch in Geduld üben, bis sie Andreas endlich wiedersehen würde. Die griechische Gesandtschaft war zwar schon am Vorabend angereist, aber Alice musste mit ihrer Mutter und der treuen Nona zunächst ihre Gemächer beziehen und ihre Reisekleidung ablegen, bis sie endlich beim Nachmittagstee aufeinandertreffen würden. Einerseits schien die Zeit ungemein langsam zu vergehen, andererseits flog sie viel zu schnell dahin, denn Alice wollte für Andreas natürlich besonders schön sein, und wie schon beim letzten Mal leistete Nona ganze Arbeit. Alice trug ein waldgrünes Taftkleid mit Puffärmeln und weitem Dekolleté, das ihre Haare wunderbar zum Leuchten brachte. Die Hofdame frisierte sie zu weichen Wellen im Nacken, dazu trug Alice ihre Smaragde.

Und dann stand er vor ihr im Salon und sah ihr mit leuchtenden Augen entgegen. » Alice «, murmelte er, als er ihr formvollendet die Hand küsste. » Meine Alice. Wie wunderschön du bist. «

Sie spürte ihren Herzschlag in ihrem Hals. Endlich ! Endlich wieder er! Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen und hätte ihn nie wieder losgelassen.

Doch sie waren nicht allein, und Alice spürte den prüfenden Blick ihrer Mutter auf sich gerichtet. Andreas war er ebenfalls nicht entgangen, und er begrüßte Viktoria von Battenberg auf die denkbar charmanteste Weise.

Seine Freundlichkeit verfing selbst bei der strengen Viktoria, und Alice bemerkte erleichtert, dass ihre Mutter ihrem Verlobten ein warmes Lächeln schenkte. Na also ! Das ließ sich doch alles ganz hervorragend an!

» Das Glück sprüht einem gerade so entgegen, wenn man euch zusammen sieht «, sagte die englische Kronprinzessin wenig später leise zu ihrer Großnichte. Die Familie hatte den Tee gemeinsam eingenommen und saß nun in kleineren Grüppchen zusammen, wobei sich Alice’ und Andreas’ Blicke immer wieder verfingen. » Ich bin wirklich sehr froh, dass es mir offenbar gelungen ist, deine Mutter von ihrer strengen Haltung abzu- bringen. Ihr gehört einfach zusammen. «

» Ich danke dir von Herzen dafür, dass du dich so für uns einsetzt «, sagte Alice.

Sie lächelte. » Für die Liebe tue ich alles. Und für meinen Lieblingsneffen auch. «

Alexandra hatte noch eine Überraschung für Alice parat: Im Vorfeld der Krönungsfeierlichkeiten hatte sie dafür gesorgt, dass Alice und Viktoria von Battenberg in derselben Kutsche fuhren, in der man auch Andreas und dessen Bruder Georg platziert hatte. Auf dem Weg zur Westminster Abbey, wo die feierliche Zeremonie stattfinden sollte, saßen sich Alice und Andreas gegenüber, und sie hatte das Gefühl, dass die Luft zwischen ihnen regelrecht brannte. Auch Viktoria schien dies wahrzunehmen und für äußerst unpassend zu erachten, wie an ihrem missbilligenden Blick unschwer zu erkennen war. Alice, die feine Antennen für die Stimmungen anderer Menschen – vor allem derer, die ihr nah und vertraut waren – besaß, bemerkte dies sehr wohl, versuchte aber, sich dadurch ihr Glücksgefühl nicht trüben zu lassen. Zumal sie wirklich nichts Verbotenes taten. Und Andreas und Georg verstanden es auch, formvollendet Konversation zu betreiben.

» Ob Onkel Bertie sehr traurig ist, weil bei seiner Krönung nun nicht so viele Gäste aus dem Ausland dabei sind wie ursprünglich geplant ? «, fragte Alice. Nicht alle hatten es möglich machen können, zum neuen Termin zu erscheinen.

» Das glaube ich nicht «, erwiderte Andreas. » Er legt nicht so großen Wert auf so etwas. Wichtig ist ihm sicher, dass ihr bei ihm seid, und vor allem, dass er seine schwere Krankheit überlebt hat. «

Alice nickte. » Es ist schon aufregend «, sagte sie. » Aus Onkel Bertie wird nun König Edward VII. Das Viktorianische Zeitalter ist vorbei und das Edwardianische beginnt. «

» Wir sind Zeugen einer Zeitenwende «, bekräftigte Andreas und sah Alice vielsagend in die Augen. Sie erwiderte den Blick ein paar Sekunden zu lang, bevor sie ihn senkte.

Viktoria an ihrer Seite räusperte sich und ließ sie damit wissen, dass sie den Blickwechsel zwischen dem Liebespaar sehr wohl bemerkt hatte.

» Wir sind ja noch ganz gut in der Zeit, schließlich wurde die Krönung nach dem obligatorischen Trauerjahr, das im 18. Jahrhundert eingeführt wurde, nur um zwei Monate verschoben «, plauderte Alice daher, um gleich überzuleiten: » Der erste Edward auf dem englischen Thron war im November 1272, also zum Zeitpunkt seiner Thronfolge, nämlich gerade auf Kreuzzug, und es dauerte fast zwei Jahre bis zu seiner Krönung. «

Alice’ Plan ging auf. Viktoria war ausgesprochen stolz auf ihre belesene Tochter, und auch jetzt zeichnete sich ein zufriedenes Lächeln auf ihrem Gesicht ab.

» Edward II. ging es im Juli 1307 ganz ähnlich, er musste noch einiges erledigen, bevor er im Februar 1308 gekrönt werden konnte. Zunächst musste er den Transport des Leichnams seines Vaters von Schottland nach England organisieren und die Beerdigung vorbereiten. Und im Anschluss daran Isabelle de France heiraten, denn die Vermählung war schon mehrfach verschoben worden. Deshalb dauerte es ein gutes halbes Jahr, bis er gekrönt wurde «, fuhr Alice fort.

» Da weiß ich auch noch eine schöne Anekdote, die Edward V. betrifft «, ließ Andreas sich vernehmen. » Der wurde nie gekrönt, weil er vorher abgesetzt wurde. «

» Das passiert Bertie sicher nicht «, mischte sich nun Georg, Andreas’ sympathischer älterer Bruder, ins Gespräch. » Er hat die Aufregungen jetzt alle hinter sich und wird England garantiert gut regieren. « » Davon bin ich überzeugt «, sagte Alice und schenkte ihrem Verlobten ein inniges Lächeln.

Als sie Westminster Abbey erreichten, war Alice mit einem Mal furchtbar nervös. Als eine der Ehrendamen nahm sie zunächst nicht mit den anderen im vorderen Teil der Kirche Platz, sondern gehörte gemeinsam mit den Geistlichen und weiteren Würdenträgern der Prozession an. Mit den anderen Ehrendamen und einer Ehrengarde der Gentlemen at arms betrat sie mit dem zu krönenden Monarchen als Letztes Westminster Abbey. Onkel Bertie sah in seiner Robe, einem Hermelinumhang mit einer purpurnen Schleppe aus Samt, sehr beeindruckend und seltsam fremd aus. Er hatte plötzlich gar nichts mehr mit dem gutmütigen Onkel, der so gerne Pfeife und Zigarren rauchte, gemein und schon gar nicht mit dem Mann, den sie vor wenigen Wochen noch auf dem Krankenbett besucht und der sie zu ihrer Liebe mit Andreas beglückwünscht hatte.

Alice war ein wenig zittrig zumute, als sie dicht bei ihrem Onkel zum Hochchor der Westminster Abbey schritt. Unter der Vierung stieg Edward drei Stufen zum » Theater « empor, dort stand, um fünf Stufen erhöht, der Thron und links daneben, etwas tiefer, der Thron der künftigen Königin.

Als Bertie sich auf den Chair of Estate setzte, übergaben die Träger dem Dekan von Westminster die Kronjuwelen, der sie in einer überaus feierlichen Geste auf dem Hochaltar platzierte. Nun durfte Alice, ebenso wie alle anderen Teilnehmer der Prozession, ihren Platz einnehmen – sie saß ganz vorne bei den Ehrengästen, direkt hinter ihrer Mutter, und war ausgesprochen froh, dass alles gut gegangen war. Nicht auszudenken, wenn sie gestolpert wäre! Insofern hatte Alice wenig später auch furchtbares Mitgefühl mit Frederick Temple: Der achtzigjährige Erzbischof von Canterbury, der die Krönungszeremonie vorgenommen hatte, hatte sich gerade vorgebeugt, um den neuen König auf die Wange zu küssen, als er ins Straucheln geriet und beinahe stürzte. Doch er fing sich wieder und führte die Zeremonie würdevoll zu Ende.

Alice konnte die Worte des Erzbischofs von Canterbury nicht verstehen, denn durch die Entfernung waren sie nur schwer von den Lippen abzulesen, aber sie kannte sie auswendig und sprach innerlich mit, als Frederick Temple fragte: »Werden Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun, um Recht und Gerechtigkeit in Gnade zu bewirken, das in allen unseren Gerichten angewendet werden soll?«

Und ihre Lippen bewegten sich stumm mit, als ihr Onkel Bertie versprach: » Das werde ich. «

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Gretes Fazit

(für alle, die…mögen) :

+ spannende Lebensgeschichte mit authentischem Hintergrund

+ Liebesgeschichten aus der Welt des Adels

+ Geschichte englisches und griechisches Königshaus

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Über die Autorin:

Eva-Maria Bast wurde 1978 in München geboren. Ihr Vater, der Künstler Alfred Bast, sagte ihr schon damals eine Karriere als Journalistin voraus. Damit sollte er recht behalten. Schon während der Schulzeit schrieb Eva-Maria Bast für eine Lokalzeitung. Nach dem Studium der Journalistik begann sie eine erfolgreiche Karriere als Journalistin. Neben der journalistischen Tätigkeit verfasste sie auch Bücher zu Sachthemen. Gleichzeitig wollte sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen und begann mit dem Schreiben zeitgeschichtlicher und historischer Romane, welche beide Welten vereinen.

Das Geschichtenerzählen hatte sie schon als Kind begeistert, bevor sie noch schreiben konnte. Besonders erfolgreich wurden die Bücher, die sie gemeinsam mit Jørn Precht unter dem Pseudonym Charlotte Jacobi verfasste. Zahlreiche dieser historischen Romane über menschliche Schicksale im Deutschland des 20. Jahrhunderts wurden zu Bestsellern. Für ihre Arbeiten erhielt sie unter anderem den Deutschen Lokaljournalistenpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung in der Kategorie Geschichte. Ihr Roman „Die vergessene Prinzessin“ ist beim Verlag Piper erschienen.

 

Im Artikel „Die Schwiegermutter der Queen – Alice von Battenberg“  von Gastautorin Karin Feuerstein-Praßer wird ihr Leben, von dem der Roman einen Ausschnitt behandelt, dokumentarisch erzählt.

Hier findet Ihr weitere Vorstellungen historischer Romane.

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