Geschichte(n) rund um den Nikolaus
Ursprung: Wer war der historische Nikolaus oder waren es gar zwei?
Bis heute gibt es zwei historische Personen, die den Legenden rund um den Nikolaus zugrunde liegen – es ist auch möglich, dass diese Legenden eine Mischung aus dem Leben dieser beiden Personen sind.
Zum einen gibt es die historische Figur Nikolaus von Myra. Er wurde zwischen 270 und 286 in Patara geboren. Damals gehörte der Ort zum römischen Reich, heute befindet es sich auf dem Gebiet der Türkei, was auch für Myra gilt. Nikolaus war Bischof von Myra.
Ein anderer Nikolaus wurde mit nur 19 Jahren von Nikolaus von Myra (einige Quellen sagen, es wäre sein Onkel gewesen) zum Priester geweiht und kurze Zeit darauf Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra.
Kurze Zeit darauf begannen dort die Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Galerius Maximinus. Der Überlieferung zufolge geriet Nikolaus in Gefangenschaft und wurde auch gefoltert. Als historische Tatsache gilt, dass er sein ererbtes Vermögen unter den Armen verteilte – dies wurde von mehreren Bischöfen seiner Zeit bezeugt.
Nach seiner Freilassung nahm er im Jahr 325, so erzählen es zeitgenössische Quellen, am ersten ökumenischen Konzil der Kirchengeschichte in Nizäa teil. Am 6. Dezember starb er, das Jahr ist nicht sicher, zwischen 345 und 365.
Legenden
Zahlreiche Legenden ranken sich um Nikolaus, dessen Heiligenverehrung erst ab etwa 200 Jahre nach seinem Tod überliefert ist. Zunächst wurde er vor allem in den osteuropäischen Ländern verehrt – inbesondere in Russland, dessen Landespatron er bis heute ist. Die Verehrung breitete sich nach der Entführung seiner Gebeine nach Bari im 11. Jahrhundert weiter von Südeuropa nach ganz Europa aus.
Hier eine Auswahl:
Mitgiftspende:
Ein armer Mann war gezwungen, seine drei Töchter zu Prostituierten zu machen, weil er für sie keine Mitgift aufbringen und sie deshalb nicht standesgemäß verheiraten konnte. Nikolaus erfuhr von der Notlage und warf in drei aufeinanderfolgenden Nächten jeweils einen Goldklumpen in das Zimmer der Töchter. In der dritten Nacht entdeckte der Vater Nikolaus, fragte nach seinem Namen (sonst wäre die Legende ja nicht überliefert…) und bedankte sich.
Deshalb wird Nikolaus auf alten Gemälden und Kirchenbildern öfter mit drei goldenen Kugeln oder Äpfeln dargestellt.
Rettung der Seemänner
Als in Seenot geratene Seemänner den heiligen Nikolaus anriefen, erschien ihnen ein Mann, der das Schiff aus dem Sturm navigierte und ihn abflauen ließ – darauf verschwand er wieder. Die Seeleute erkannten bei ihrem Dankesgebet in der Kirche von Myra den Heiligen.
Deshalb wurde Nikolaus der Schutzpatron der Seeleute.
Die Quelle am Grab
Als der Heilige Nikolaus begraben wurde, entsprang am Kopfende des Grabes eine Quelle mit Salböl und am Fußende eine Quelle mit Wasser.
Im 11. Jahrhundert raubten süditalienische Kaufleute während eines Krieges seine Gebeine und transportierten sie in die süditalienische Stadt Bari. Dort wurde zu seinen Ehren eine Basilika erbaut, wo er auch neu bestattet wurde. Die „Manna“ genannte Flüssigkeit, die sich im ursprünglichen Grab gebildet hatte, bildete sich auch im Reliquiengrab in der Krypta in Bari. Und das bis heute! Jedes Jahr wird im Rahmen der Nikolaus-Feierlichkeiten am 9. Mai das Grab geöffnet und die Flüssigkeit wird aufgefangen (etwa ein halber Liter), in Weihwasser gegossen und in kleinen Ampullen als Devotionalie verkauft. Die Untersuchung der Flüssigkeit in den 20-er Jahren ergab, dass es sich um Wasser handelt. Ein echtes Wunder oder Kondensation?
Wiedererweckung von Kindern
Einige weitere Legenden ranken sich um Kinder, die Nikolaus vom Tode (durch Ertrinken, Ermordung etc.) ins Leben zurückholte – mit diesen Taten bedankte er sich oft für die Gläubigkeit der Eltern.
Diese drei Szenen sind Bilder des spätgotischen Flügelaltars der Saalkirche St. Nikolai im sächsischen Oberbobritzsch
Bräuche:
Der Geschenkebringer
Neben der Legende zur Mitgiftspende, in der drei mittellose Jungfrauen mit Gold beschenkt wurden, hat dieser Brauch seinen Ursprung im mittelalterlichen Bischofs-Spiel, bei dem an Kloster- und Stiftschulen ein Schüler als Bischof bestimmt wurde, der in entsprechender Verkleidung andere Schüler belohnen oder bestraften durfte.
Ursprünglich gab es die weihnachtliche Bescherung am Nikolaustag. Im Zuge der Reformation (nur im katholischen Glauben gab es die Heiligenverehrung, nicht im evangelischen) wurde die Bescherung auf Weihnachten verlegt und Nikolaus als Gabenbringer zunächst vom Christkind und später vom Weihnachtsmann verdrängt – wobei das je nach Region auch sehr unterschiedlich ist. Das ist auch eine Erklärung dafür, warum die Präsenz des Nikolaus als auftretender Bischof abnahm und er heutzutage meist nur durch seine Gaben (und nicht in Person) erscheint.
Von Schiffchen in die Stiefel
Aus dem 15. Jahrhundert ist der Brauch überliefert, Schiffchen zu basteln, in denen der Nikolaus dann seine Gaben legte – höchstwahrscheinlich, da Nikolaus Patron der Schiffer und Seeleute war. Die Schiffchen wurden später durch Stiefel, Strümpfe oder Gabenteller abgelöst.
Die Begleiter vom Nikolaus
Nikolaus hat und hatte das Image eines freundlichen Gabenverteilers – obwohl er in manchen Regionen für die bösen Kinder auch eine Rute parat hatte…Diese Rute trugen aber meist seine Begleiter, die ihm als „Männer für das Grobe“ an die Seite gestellt wurden. Das kann in einigen Gebieten Knecht Rupprecht sein, in Österreich und weiteren Ländern der „Krampus“, in anderen Regionen tauchen wieder anders benannte Gestalten wie z.B. der „Krabauf“ oder in den Niederlanden der „Schwarze Peter“ („Zwarte Piet“) auf. Diese Gestalten haben teilweise auch heidnische Ursprünge und symbolisieren das (gezähmte) Böse.
Dazu gibt es viele weitere regionale Bräuche, deren Aufzählung und Beschreibung an dieser Stelle aber leider den Rahmen sprengen würde.
Wie wurde Nikolaus in der Kaiserzeit begangen? Vom „Nikolo“ und vom „Krampus“
Dazu habe ich Euch zwei kurze Erzählungen aus der Zeitschrift „Die Woche“, Jahrgang 1904 mitgebracht, die berichten, wie der Nikolo (so wurde der Nikolaus damals oft genannt) zu dieser Zeit in Deutschland in die gute Stube kam und welche Rolle der Krampus in Österreich spielte.
Hier geht es zur Erzählung.
Und heute?
Der Brauch des Stiefelfüllens und Geschenkeverteilens hat sich jedenfalls bis in unsere Zeit erhalten und wird von allen sehnsüchtig erwartet als schöner Vorbote der weihnachtlichen Bescherung. Von manchen Kindergärten weiß ich auch, dass tatsächlich noch ein Nikolaus zur Bescherung erscheint. Falls Ihr regionale Bräuche rund um Nikolaus kennt, erzählt sie doch kurz in den Kommentaren!
In jedem Fall wünsche ich allen, ob groß oder klein, ob jung oder alt, einen fleißigen Nikolaus ohne Rute – aber die sind ja inzwischen eh (zu Recht) verpönt!
Wer mehr zur Geschichte des Weihnachtsbaums wissen möchte, hier der Link zum Artikel.