Baden-Baden: Sommerhauptstadt der Belle Époque

 In Kurstädte einst und jetzt, Sommerfrische, Unkategorisiert

Einführung und Gebrauchsanleitung:

Der Jubel war gross, als Baden-Baden im Sommer 2021 als eine von elf Kurstädten „Great Spas of Europe“  mit dem Titel „UNESCO-Welterbe“ ausgezeichnet wurde.

Ein Anlass mehr, die spannende Geschichte dieser Kurstadt zu erzählen! Wie es mit langen Geschichten so ist, sie haben viele Facetten! So habe ich mich entschlossen, Euch diese Facetten in verschiedenen Modulen nahezubringen – lest einfach die, welche Euch besonders interessieren. Vielleicht beginne ich mit etwas sehr Typischen für Bürgerleben, interessiert uns doch besonders, wie das Leben der damaligen Bürger praktisch aussah:

Im Modul „Ein Kurtag damals“ fangen wir mit der Planung der Kur an: welche der vielen Übernachtungsmöglichkeiten man wählen konnte, wie man sie fand (ohne booking und google) und wie man den Tag als Kurgast verbrachte. Die Abkürzung: er startete und endete mit der Aufnahme von Flüssigkeiten. Wen interessiert, welche es waren und was dazwischen passierte, liest  hier weiter.

Besonders spannend an Baden-Baden finde ich, dass viele der damaligen Gebäude noch erhalten sind, ob nun die Kurgebäude selbst, das Theater, Hotels und Restaurants sowie weitere prägnante Gebäude der Stadt. Warum? Man munkelt, dass die US-Luftwaffe im 2. Weltkrieg Baden-Baden mit dem schweizerischen Schaffhausen verwechselte, was durch Bomben weitflächig zerstört wurde. Baden-Baden hatte Glück und trug vom Krieg nur geringe Schäden davon.

Und so stelle ich in den Texten des Öfteren Bilder von Sehenswürdigkeiten in damaligen und heutigen Ansichten nebeneinander – zum Vergleichen!

Im Reiseführer von 1913, als schönes Zeitdokument für meine Recherchen, finden sich natürlich auch Ausflugsziele – im Modul „Spazieren und Flanieren – Ausflugsziele damals und heute“ stelle ich Euch vier davon vor, die man bis heute besuchen kann. Mein persönlicher Favorit: die Fahrt mit der 1913 eröffneten Merkurbahn auf den gleichnamigen Hausberg.

Eine berechtigte Frage ist: Warum wurde im 19. Jahrhundert gerade Baden-Baden die Sommerhauptstadt Europas? Im Modul „Das 19. Jahrhundert – vom Spieler- zum Wellnessparadies“ versuche ich sie zu beantworten und erzähle auch das eine oder andere zu bekannten Persönlichkeiten, welche die Kurstadt entwickelten und zu den verschiedenen Nationen, die als Gäste kamen. Natürlich war auch einige Prominenz darunter! Ich sage nur: Auch Sisi schaute vorbei. Lest selbst nach, wer noch kam (und warum…)! Und einiges zu den Anfängen von Wellness als Urlaubs-, pardon, Kurkonzept!

Für alle, die es ganz genau wissen wollen, wie der Ort entstand und sich entwickelte, bin ich zu den Ursprüngen zurückgegangen und umreiße die Entwicklung bis zum 19. Jahrhundert. Im Modul „Heiße Quellen – der Ursprung von Baden“ wird erzählt, welche wichtige Rolle die Quellen bei der Entwicklung der Stadt spielten. Schon die alten Römer badeten gerne darin, später dann deutsche Kaiser und weitere Kurgäste, die für Badekuren kamen. Doch die Stadt hatte auch einige Krisen zu bewältigen. Wie sie gemeistert wurden und wer dabei half, dass der Badeort nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwand, sondern als Kurort wieder Fahrt aufnahm, erfahrt Ihr im Modul.

Natürlich könnt Ihr auch alle Module nacheinander oder chronologisch lesen – je nach Interesse, Lust und Zeit! Und vielleicht ist der Artikel ja eine Inspiration, die Stadt einmal selbst zu besuchen und das Flair der Belle Époque zu genießen: im Kurhaus einen Kaffee zu trinken, die Lichtentaler Allee entlang zu flanieren und der altehrwürdigen Friedrich- oder moderne Caracalla-Therme einen Besuch abzustatten! Hier könnt Ihr mehr Informationen für Euren Besuch erhalten.

Beim Welterbefest Anfang Juni 2022 war ich mit den Freunden vom Verein „Plaisir d’histoire“ dabei – hier einige Impressionen davon:

1. Ein Kurtag damals

Wie kann man sich einen typischen Kurtag in Baden-Baden zu Belle Époque Zeiten vorstellen? Vor dem Besuch suchte man sich zunächst eine standes- und portemonnaie-gemäße Unterkunft. Wie man sie fand? Z.B. durch Annoncen in den damaligen Frauen- und Familienzeitschriften oder auch Kalendern.

Hier eine kleine Auswahl davon:

Oder man kaufte sich vorab einen Reiseführer – beliebt waren die von Albert Goldschmidt. Neben praktischen Hinweisen und Tipps, zu denen wir später noch kommen, waren in den Reiseführern natürlich auch Empfehlungen für Unterkünfte.

Als Hotels „Ersten Ranges“ wurden für Baden-Baden z.B. das Hotel Stéphanie (das heutige Brenners Park Hotel), das Hotel und Badehaus Badischer Hof (Radisson Blue), das Holland-Hotel (Hotel am Sophienpark) sowie das Hotel Messmer (Maison Messmer) genannt – die es alle übrigens heute noch gibt! Nur die Namen sind teilweise anders (in Klammern). Weiterhin wurden Hotels für „weniger hohe Ansprüche“ genannt, wir würden heute „Mittelklassehotels“, was netter klingt, sagen. Das waren z.B. das Hotel Löwen am Friedrichsbad, der Schweizerhof und das Hotel und Badhaus zum Hirsch.

Aufgeführt wurden Hotels für bescheidene Ansprüche, z.B. Laterne und Hotel Merkur. Ihr ahnt es schon, die genannten Beispiele existieren alle heute noch – also sicherlich mit der einen oder anderen Modernisierung…

Weiterhin gab es Logierhäuser, Pensionen und auch Privatwohnungen konnte man damals schon mieten (erst ab 8 Tagen!), wenn man mit Großfamilie und Personal anreiste.

Nach der Ankunft im Hotel besorgte man sich eine Kurkarte, mit der man das Kurhaus und den Kurgarten besuchen und alle weiteren Vergnügungen nutzen durfte. So sah sie aus:

Zur Einstimmung konnte man z.B. die berühmte Lichtentaler Allee entlang bummeln, vorbei am Sintersteinbrunnen mit seiner Fontäne. Die Bäume und der Sonnenschirm schützten dabei vor zu viel Sonne.

Und dann begann das Abendprogramm – vielleicht mit einem Aperitif im Kurpark, in dem das Kurorchester aufspielte? Danach ging man zum Essen aus, natürlich wurden in besagtem Reiseführer auch Lokalitäten empfohlen, als Restaurant z.B. das Konversationshaus („fein“) oder etwas rustikaler das Löwenbräu „Terrasse und Garten, Münchner Bier“. Letzteres gibt es bis heute und auch im Kurhaus (was erst Konversationshaus hieß) ist heute ein Restaurant.

Nach einer hoffentlich angenehmen Nachtruhe ging es am Morgen schon recht zeitig mit Programm los: Schließlich war man ja zur Kur. Im Reiseführer heißt es zur Trinkkur:

„Das Wasser der Friedrichs-Quelle (38-50 Grad C) wird zu 2-8 und mehr Bechern (à 250g) in der Regel morgens warm am Brunnen nüchtern getrunken…Am besten werden zwischen den Einzelgaben Pausen von 10-20 Minuten Dauer gelassen und zwischen dem letzten Glase bis zum Frühstück oder dem Bade mindestens eine halbe Stunde gewartet. Das Trinken geschieht zweckmäßig in dem Trinksaal der Großh. Trinkhalle mit der Wandelbahn. Die Hauptzeit des Kurtrinkens fällt in die Morgenstunden von 6-8 Uhr. Bei den Klängen der Morgenmusik lustwandelnd absolviert der Kurgast das ihm aufgetragene Pensum.“

Tja, Morgenstund hat -in diesem Fall- Wasser im Mund! Immerhin gab es Musik dazu. Für die Benutzung der Trinkhalle wurden Brunnenkarten ausgewiesen. Im Kurviertel gab es noch andere Quellen, wie z.B. die heute noch existierende Fettquelle, deren Wasser aber offiziell aufgrund der aktuellen Trinkwasserbestimmungen kein Trinkwasser mehr ist. Nach dem damaligen Stand der Wissenschaft wurde es als heilsam eingestuft.

Das Frühstück war wohlverdient und danach konnte man z.B. zum Baden gehen – die Herren ins Friedrichs- und die Frauen in das Augustabad. Oder bei schönem Wetter in ein Café – z.B. das im Reiseführer empfohlene Café Zabler „Lichtentaler Str. 12, mit Garten, viel besucht“. Stimmt, das ist es noch heute – nur der Name hat sich geändert, Café König heißt es jetzt.

Oder man setzte sich einfach auf eine Parkbank zum gemütlichen Lesen.

Bei schlechtem Wetter war der Salon des Kurhauses für gemütliche Plaudereien eine gute Alternative (wer kam mit wem und warum…) Wozu zahlt man schließlich die Kurtaxe? Dort gab es auch Lesesäle, in denen allerlei Zeitungen und Zeitschriften -ca. 250- wie es im Reiseführer heißt, auslagen.

Wenn man dann, vielleicht nach einem Mittagsschläfchen, wieder Kraft geschöpft hatte, bewegte man sich wieder Richtung Kurhaus – zu der (auch noch heute existenten) Ladenzeile davor, wo man z.B. Ansichtskarten für die Lieben daheim, Reiseandenken oder natürlich auch Schmuck erstehen konnte!

Bevor man abends die Qual der Wahl zwischen Konzert-, Theaterbesuch oder vielleicht einem Ballbesuch hatte, konnte man am Nachmittag gerne einmal einen Ausflug in die nähere oder fernere Umgebung unternehmen, 1909 dann nicht nur per Droschke, sondern auch per Automobil, wie man sieht (im Reiseführer als Motorwagen bezeichnet).

Im damaligen Reiseführer wurden lohnende Ausflugsziele und Spaziergänge mit Zeiten, die mir recht knapp bemessen erscheinen (da jeder sein eigenes Tempo läuft, verzichte ich darauf), vorgestellt – hier einige, die heute bis heute beliebt sind:

2. Spazieren und Flanieren – Ausflugsziele damals und heute

Lichtentaler Allee – Gönneranlage – Lichtental mit Kloster

Die wunderschöne Allee wurde schon 1655 angelegt. Man spaziert vorbei am Sintersteinbrunnen, dem Frieder-Burda Museum, dem Denkmal für Kaiserin Augusta und schaut auf der gegenüberliegenden Seite auf das Brenner Park Hotel und weitere historische Gebäude, die entlang der Oos liegen.

Weiterhin passiert man eine Tennisanlage – übrigens die älteste Deutschlands! Damals allgemein „Lawn-Tennis“ genannt, praktizierten diese Sportart Frauen und Männer.

Alsbald kommt rechterhand der Oos die Gönneranlage in Sicht. In der Mitte dieser Gartenanlage steht der recht monumentale Josephinenbrunnen, der den Vornamen der Ehefrau des Stifters, dem Unternehmer Sielcken, trägt. Benannt wurde die Anlage nach dem damaligen Oberbürgermeister Albert Gönner. Heute ist der Garten für seine Rosen bekannt, die vom späten Frühjahr bis in den Herbst blühen – 360 Sorten werden dort angebaut.

Läuft man den Weg weiter, kommt man zum Ort Lichtental und dem gleichnamigen Cistercienserinnen-Kloster, welches schon seit 1245 besteht und noch „in Betrieb“ ist. Im idyllischen Innenhof gibt es einen Laden und ein Café, in der dazugehörigen Klosterkirche finden Gottesdienste und Konzerte statt.

Merkurbahn

Die Idee, eine Bahn auf den Merkur(-berg) zu bauen, existierte schon lange – eigentlich kam sie auf, als die Spielbank 1872 schloss. Weitere Attraktionen mussten her! Wie bei so manchen Bauvorhaben hieß es aber auch hier zunächst: Was lange währt…

Aber dann ging es ganz schnell: 1911 wurde die Bahn bewilligt und ab 1912 innerhalb von 15 Monaten gebaut. Bei der feierlichen Eröffnung am 16. August 1913 war schließlich alles gut! Seitdem fährt sie, abgesehen von einer ca. 10-jährigen Ruhepause in den 60/70er Jahren, eigentlich ununterbrochen! Mit Steigungen bis zu 58% zählt die Bahn zu den längsten und steilsten Standseilbahnen Deutschlands! Schon das Warten im sanierten Jugendstilsaal ist schön!

Nach der ca. 5-minütigen Fahrt in einem der zwei Waggons erwartet einem auf dem 668 Meter hohen Hausberg der Baden-Badener eine wunderschöne Sicht auf die Stadt, ein Aussichtsturm, ein Spielplatz und Grillplatz und ein Lokal zum Einkehren! Man kann von dort natürlich auch Spaziergänge oder Wanderungen unternehmen – oder mit seinem Gleitschirm starten!

Altes Schloss Hohenbaden

Das Schloss als Stammsitz des Badener Geschlechts ist schon lange als Ruine zu besichtigen. Bis zur Verlegung der Residenz in das (nun ja) Neue Schloss im späten 15. Jahrhundert war es die Residenz der Markgrafen von Baden. Anschließend war es zunächst Witwensitz. 1599 wurde das Schloss bei einem Brand zerstört. Danach versank es in einen Dornröschenschlaf – die Ruine wurde erst am Anfang des 19. Jahrhundert baulich gesichert. Seitdem ist sie ein beliebtes Ausflugsziel, in unserem Reiseführer von 1913 wird die Ruine mit einer Tour auf den Battert, 565 Meter hoch, verbunden. Zur Ruine heißt es:

„Am südwestlichen Ende des durch seine zerklüftete Felsenkrone bekannten Battert… erhebt sich auf einem isoliert stehenden Felsen die Burg Hohenbaden (das alte Schloss), umgeben von prächtigem Wald.“

Der prächtige Wald umgibt sie zum Glück noch heute und auch der Ausblick auf die Stadt ist prächtig! Verschiedene Teile der recht großflächigen Ruine können besichtigt werden, darunter der Burghof, eine Windharfe (es gab schon zu Belle Époque Zeiten eine, aber die heutige ist grösser) und ein mittelalterlicher Abortschacht. Damals wie heute gibt es ein Restaurant im Schloss:

„Größere Mahlzeiten erfordern eine Vorherbestellung, Telephon-Nr. 62.“ Hieß es 1913.

Ruine Ebersteinburg/ Burg Alteberstein

Zunächst gehörte die Burg den Grafen, richtig, Eberstein, aber durch ihre gute Lage (und die entsprechende Aussicht – eher aus strategischen als aus ästhetischen Gründen) weckte sie Begehrlichkeiten – der Sage nach schon von Otto I. (912-973), der die belagerte Burg nicht einnehmen konnte und deshalb den Grafen Eberstein zu einem Turnier nach Speyer lockte…

Anscheinend gelang Otto I. sein Vorhaben aber nicht, da die Grafen Eberstein bis ins 13. Jahrhundert im Besitz der Burg blieben – dann wurde sie schrittweise von den Markgrafen von Baden übernommen, für die sie bis zum 14. Jahrhundert von Bedeutung blieb. Anscheinend wurde die Burg nicht zerstört, sondern zerfiel. Heute kann man die wildromantische Ruine entweder vom nahegelegenen Ort Eberstein erklimmen oder auch auf Wanderwegen von Baden-Baden – auch über die schon vorgestellte Burg Hohenbaden, übrigens!

Forellenzucht/Fischkultur

Tatsächlich wird die Forellenzucht schon im Reiseführer von 1913 empfohlen, seit 1877 gibt es sie:

„Das obere Oostal empfiehlt sich durch seine eigenartige Naturschönheit…, weiter aufwärts verengt sich das Tal bedeutend; seitwärts nach der Murg zu öffnet sich ein Seitental, und im Vorblick scheinen die immer mehr aneinanderrückenden Felswände sich zu schließen.; hier liegt die vielbesuchte Gaisbacher Fischkultur (vorzügliche Forellen, Restaur. Und Pension, Luftkurgäste), deren Besuch besonders zu empfehlen ist.“

Inzwischen kann man  die Zucht auch per Bus erreichen, aber auch nach wie vor dorthin spazieren und die Anlage besichtigen.

3. Das 19. Jahrhundert: Vom Spieler- zum Wellnessparadies

Am Anfang des Jahrhunderts zog die Zahl der Gäste an – die Landesregierung wurde auf die Stadt aufmerksam. Sie übernahm das Promenadehaus und ihr wichtiger Baumeister Friedrich Weinbrenner (1766-1826), der sich schon in der Residenzstadt Karlsruhe bewiesen hatte, wurde mit der Erweiterung des Gebäudes beauftragt.

In den folgenden Jahren sollte er in der Stadt nicht nur eine bedeutende Rolle als Baumeister, sondern auch als Stadtplaner spielen. So wurde unter seiner Leitung das Hotel „Badischer Hof“ aus einem Kapuzinerkloster umgebaut – eines der ersten Grandhotels „ersten Ranges“, was natürlich auch wohlhabende Besucher anzog! Es hatte neben einem riesigen Speisesaal einen Ballsaal und verfügte über eigene Badekabinette und weitere Kureinrichtungen, die mit einer eigenen Wasserleitung aus dem Gebiet der heißen Quellen gespeist wurde.

Weinbrenner ist aber vor allem für den Bau des neuen Konversationshauses bekannt. Im Quellenbezirk hatte er in den Jahren zuvor schon ein Konversationshaus aus einem bestehenden Jesuitenkolleg umgebaut und 1823 eine Trinkhalle gebaut, beide Gebäude gibt es nicht mehr.

Auch einige private Bauten entstanden unter seiner Hand – im Auenbereich der Oos gelegen, in dem auch die späteren Kurbauten entstanden. Das u.a. waren ein Sommerpalais für die Königin Friederike von Schweden an der Lichtentaler Allee, das heutige Kulturhaus LA8, sowie das Palais Hamilton – was man als erstes anspruchsvolles Stadtpalais bezeichnen kann. Ursprünglich ca. 1808 für den vermögenden Landarzt Mayer gebaut, gelangte es über Großherzog Leopold an die Adoptivtochter Napoleons Großherzogin Stéphanie (sie hatte Großherzog Karl von Baden geheiratet, der aber jung starb). Der Name des Palais geht auf den Schwiegersohn von Stéphanie, Herzog Hamilton zurück, der einer ihrer Töchter, Marie, geheiratet hatte. Das Haus ist in der Sophienstraße 1 noch heute zu bewundern, im Innern beherbergt es nunmehr eine Bank.

Noch ein kurzer Satz zu Baumeister Friedrich Weinbrenner: Sein klassizistischer Stil wurde über die Landesgrenzen hinaus bekannt und er war einer der ersten Denkmalschützer! Weinbrenner engagierte sich gegen den Abriss mittelalterlicher Gebäude, in Baden-Baden z.B. die Stadttore – in diesem Fall leider ohne Erfolg.

Sein neugebautes Konversationshaus war eine weiße langgestreckte dreiteilige Anlage mit symmetrischen Formen – mit 140 Metern Länge war es das bis dato größte in Baden-Baden errichtete Gebäude. Der Mittelteil mit seiner durch korinthische Säulen getragenen Vorhalle blieb mehr oder weniger originalgetreu erhalten, während die beiden Seiten im Laufe der Jahre baulich verändert wurden. Die Schaufront zur Stadt sorgte für rege Aufmerksamkeit.

Im Inneren fanden sich ein Ballsaal, Spielsalons, eine Bibliothek, ein Restaurant und ein Theater – für Zerstreuung war gesorgt!

Im Zuge des Baus wurde auch das Parkareal östlich und südlich des Hauses gestaltet.

Die Franzosen – gute Gäste und Geschäftsleute

Schon während der französischen Revolution kamen Franzosen als Exilanten in die Stadt, um sich dort niederzulassen. Günstige Voraussetzungen für weitere Gäste, welche diese Tradition fortsetzten. Natürlich war es auch die räumliche Nähe zu Paris, die Baden für französische Kurwillige attraktiv machte. Dazu kamen weitere Ereignisse, die betuchte Franzosen weg aus ihrem eigenen Land nach Baden zogen: Die Julirevolution von 1830, eine Choleraepidemie im darauffolgenden Jahr und ganz wichtig: das 1837 ausgesprochene Verbot des Glücksspiels in ganz Frankreich.

In Baden durfte schon seit Beginn des 19. Jahrhunderts gespielt werden. Zunächst spielte man im Hauptsaal des Kurhauses (was zunächst ja Konversationshaus hieß) Roulette, was damals „Hazard-Spiel“ genannt wurde, sowie in weiteren Räumen Karten.

Es waren vor allem französische Pächter, welche die Spielbank und das Konversationshaus erfolgreich weiterentwickelten und geschickt leiteten. Allen voran ist hier Jean Jacques Bénazet zu nennen, der mit seinen geschäftlichen Fähigkeiten in der Stadt eine Dynastie aufbaute, deren Mitglieder wichtige Mäzene für die Stadt werden sollten. Ein gewisses Eigeninteresse war natürlich immer dabei – sie hatten verstanden, dass ihr geschäftlicher Erfolg mit der Weiterentwicklung des Kurortes Baden verknüpft war.

Interessant: Die Einnahmen der Spielbank und des Kurhauses wurden hoch besteuert – die Einträge flossen in einen „Badfonds“, der ausdrücklich für den Ausbau der Stadt und Pflege ihrer öffentlichen Anlagen bestimmt war.

Die neue Trinkhalle – wandeln, trinken und gesehen werden!

So wurde auch der Bau einer neuen Trinkhalle in nächster Nähe des Kurhauses möglich. Das geschah auch, um den Kurcharakter der Stadt nicht ganz zu vernachlässigen: Man musste schließlich einen offiziellen Grund für den vergnüglichen Aufenthalt haben! Sie wurde von 1839 bis 1842 erbaut – übrigens von einem Schüler Weinbrenners, Heinrich Hübsch. In dem im Stil der Spätromantik errichteten Bau konnte man im Brunnenraum das Thermalwasser holen, danach mit seinem Becher in den Kolonaden wandeln und sich die vierzehn gemalten Bilder (von J. Götzenberger) mit Sagen aus der Umgebung anschauen.

Das Wasser war für seinen hohen Lithiumgehalt bekannt und sollte gegen allerlei Beschwerden und Wehwehchen, z.B. Gicht und Stoffwechselstörungen, helfen. Heute wird das Wasser, was an manchen Quellen noch frei sprudelt, vor allem für äußere Anwendungen genutzt.

Internationales Publikum – wer kam und wer ging?

Es kamen immer mehr Gäste, nicht nur aus Frankreich. Stieg die Besucherzahl von 1806 bis 1830 noch moderat von ca. 1000 auf 11.000 Gäste, so verdreifachte sich die Zahl bis 1847 auf ca. 33.000 Gäste und stieg bis 1869 noch einmal um fast das Doppelte auf über 62.000 jährliche Besucher.

Nicht nur Gäste aus Frankreich kamen gerne, sondern auch viele Engländer, Russen und Amerikaner, die in der Stadt gleichfalls Akzente setzten. Und nicht zu vergessen auch Deutsche! Abgesehen davon, dass in manchen deutschen Ländern das Glücksspiel gleichfalls verboten war, wurde es einfach „en vogue“ für Adelige und wohlhabende Bürgerliche, den Sommer in Baden-Baden beim Kuren zu verbringen.

Jede Nationalität brachte ihre Religion mit und so entstanden neben den schon existierenden katholischen und der evangelischen Kirche(n) eine russisch-orthodoxe Kirche, die Kirche „St. Johannis“ für die englischsprachigen Besucher (sogar die englische Königin Victoria spendete für den Bau!) sowie zum Ende des 19. Jahrhunderts eine Synagoge, die leider 1938 während des Progroms zerstört wurde – alle weiteren genannten Kirchen existieren bis heute, hier in Bildern zu sehen:

Welche deutschen und internationalen Gäste genau kamen, das stand im „Badeblatt“. Dort fanden sich Listen, wer in welchem Hotel bzw. Pension/Villa abstieg, umzog und auch wieder abfuhr.

Besonders interessant früher und heute:

Die Prominenz: Könige, Kaiserinnen und allerlei Koryphäen

Die aufstrebende Sommerhauptstadt zog natürlich auch Prominenz an, welche sie noch beliebter werden ließ. So z.B. den preußischen König Wilhelm I. und seine Frau Augusta. Sie liebte Baden-Baden ganz besonders und fühlte sich dort wohler als in ihrer Pflichtheimat Berlin.

Die österreichische Kaiserin Sisi kam ebenfalls ab und zu vorbei, aber eher inkognito – um ihre Schwester Mathilde zu besuchen, die seit 1880 zeitweise in Baden-Baden ansässig war.

Mathilde hatte den Prinzen von Neapel-Sizilien, späterer Graf von Trani, geheiratet und damit den Bruder ihres Schwagers, dem letzten König beider Sizilien, der Ehemann ihrer älteren Schwester Marie. Aus der unglücklichen Ehe von Mathilde und dem Prinzen ging eine Tochter, Prinzessin Maria Theresia, hervor.

Als diese 1889 heiratete, war ihr Auszug ein großes gesellschaftliches Ereignis in der Stadt. Nach einem Ständchen vor ihrem Haus in Anwesenheit von Großherzog Friedrich und seiner Frau Luise, lud die gerade (oder deshalb?) anwesende Kaiserin Augusta im Hotel Messmer höchstpersönlich zu einer Soiree ein, bevor die Braut am nächsten Tag per Eisenbahn in einem staatlichen Prachtwaggon zu ihrem Bräutigam fuhr.

Die Komponistin Clara Schumann verbrachte die Sommer sehr gerne in der Stadt, vor allem wenn ihr Freund, der Komponist Johannes Brahms in der Nähe war. Sie waren gerne gesehene Besucher im Salon der vielseitigen Musikerin Pauline Viardot, die viel für die Entwicklung Badens zur Kulturstadt tat: Mit Salons und Soireen brachte sie die Kunst- und Kulturschaffenden zusammen, gründete mit dem „Theatre Viardot“ gar ein eigenes Opernhaus mit Gartentheater und einer Kunst- und Vortragshalle. Man kann sagen, dass ihr Wirken die musikalische Tradition der Stadt mit begründete.

In ihrem Salon traf sich nicht nur die Musikprominenz, sondern auch Dichter und Denker sowie weitere „kluge Köpfe“, die öfter in der Stadt weilten. Darunter bekannte Namen wie Theodor Storm sowie die russischen Schriftsteller Tolstoi, Dostojewski und Turgenjew. In der Stadt munkelte man über eine „Menage á trois“ von Viardot, ihrem (wesentlich älteren) Ehemann und dem (wesentlich jüngeren) Turgenjew. Wirklich belegt ist nichts, aber immerhin war Turgenjew den Viardots schon nach Paris und dann Baden-Baden gefolgt…Nun ja, vielleicht war es auch einfach eine kreative Arbeitsbeziehung zu dritt…

Schriftsteller wie Dostojewski waren nicht nur zum Schreiben in der Stadt, sondern auch zum Spielen –in dessen Roman „Der Spieler“ sind sicher auch einige eigene Erfahrungen aus Baden-Baden verarbeitet…

Im Laufe des 19. Jahrhunderts kann man die Kurstadt als „Tummelplatz“ vieler weiterer bekannter Schriftsteller bezeichnen, darunter der Amerikaner Mark Twain, die Engländer William Thackeray und Mary Shelley sowie die Franzosen Alexandre Dumas und Honoré de Balzac.

Glücksspiel und weitere Vergnügungen

War das Spielkasino für viele Gäste ein wichtiger Grund, Baden-Baden zu besuchen, so doch nicht der einzige. Selbst die französischen Pächter des Kasinos und Kurhauses waren bedacht, weitere Attraktionen zu schaffen, welche die Gäste begeisterten und sie vielleicht zu einem längeren Aufenthalt bewegen würden.

Kurhaus – Spielen im Ambiente des Sonnenkönigs           

Das Kurhaus wurde in den 50er Jahren noch prachtvoller: Es entstanden luxuriöse Ball- und prachtvolle Spielsäle im Barock und Rokoko-Stil gestaltet.  Erhalten sind immerhin vier Räume: die Säle Louis XIII. und Louis XIV. sowie ein „Salon Pompadour“ und ein Wintergarten im Stil Louis XVI. Zunächst wurde darin gespielt, später getanzt und heute? Beides!

Theater

Die Gewinne aus dem Betrieb der Spielbank und des Kurhauses müssen beträchtlich gewesen sein und so spendierte Pächter Edouard Bénazet der Stadt ein neues Theater. 1860-62 nach Plänen der französischen Künstler Charles Derchy und Charles Couteau erbaut, wurde der äußere Bau im klassizistischen Stil erbaut, während die Innenräume im Stil des spielerischen Rokokos gestaltet wurden. Für die Eröffnung im August 1862 wurde von Hector Berlioz eigens die Oper „Béatrice et Bénédict“ komponiert! Hier wurden nicht nur Opern aufgeführt, sondern es fanden auch viele Konzerte statt. Heute gehört das Theater zu den ältesten noch bespielten Theatern Deutschlands – und den schönsten! Neben klassischen Stücken werden vom eigenen Ensemble auch moderne Stücke aufgeführt.

Pferderennen

Gleichfalls von Edouard Bénazet initiiert, werden seit 1858 Pferderennen auf der Rennbahn im nahegelegenen Iffezheim veranstaltet – immer wieder ein gesellschaftlicher Höhepunkt und für die Damen eine Gelegenheit, ihren neuesten Hut auszuführen! Die Badener „Große Woche“ findet jährlich Ende August/Anfang September statt – bis heute! Hier der Link zu aktuellen Veranstaltungen.

Diese zusätzlichen Vergnügungsorte wurden um so wichtiger, als ein wichtiger Anziehungspunkt für die Kurgäste 1872 wegfiel. Denn schon Anfang der 1860er Jahre wollte der Landesherr Friedrich von Baden den Spielbetrieb verbieten, endgültig wurde das Verbot vom Norddeutschen Bund 1867 beschlossen. Bis 1872 gelang es noch, die Konzession zu verlängern – dann war endgültig Schluss: Das Kasino musste schließen.

Neue Bäder braucht die Stadt!

Die Verantwortlichen der Stadt hatten also einige Jahre Zeit, sich neue Konzepte zu überlegen, um ihre Anziehungskraft für zahlende Gäste zu erhalten und auszubauen. Damals wie heute musste man mit der Zeit gehen – neue Trends beobachten und sie umsetzen! So ein Trend war, dass Gesundheit, Hygiene und Sport nicht nur für das gehobene Publikum wichtiger wurden. Man erkannte, dass Hygiene wichtig zur Verhinderung von Krankheiten war, die Erhaltung und Verbesserung der eigenen Gesundheit rückte in den Fokus – und damit auch, wie man sich kleidete, ernährte und was man seinem Körper Gutes tun konnte. Dazu gehörten Anwendungen für die Gesundheit (wir würden heute Wellness-Behandlungen sagen) und auch Sport! Denn durch die Industrialisierung nahm die Anzahl der Menschen zu, die nicht mehr vorwiegend körperlich, sondern in „Bureaus“, Niederlassungen und „Kontoren“ arbeiteten. Als Ausgleich brauchten sie Bewegung in ihrer Freizeit!

In Baden-Baden entschloss man sich zum Bau des Friedrichsbads – im Stil der Renaissance erbaut, sollte es bei seiner Eröffnung 1877 das modernste Badehaus Europas sein!

Welche verschiedenen Möglichkeiten es für Bäder und Behandlungen gab (und wieviel sie kosteten), zeigt der Ausschnitt aus einem Reiseführer.

Im Friedrichsbad (benannt nach dem damaligen Landesvater Großherzog Friedrich) gab es gleichfalls eine Gymnastikhalle mit Geräten, der Baden-Baden Führer von 1913 sagt dazu:

„…Eine Treppe hoch ist die Abteilung für schwedische mechanische Gymnastik und Massage, eine der großartigsten Einrichtungen des Kontinents.“

Zunächst war das Bad für Herren und Damen konzipiert worden. In dem nach antikem Vorbild gestalteten Bad gab es einen Herren- und einen Damentrakt. Gebadet wurde also getrennt! Trotz hoher Preise erreichte kam das Bad alsbald an seine Kapazitätsgrenze.

So wurde in unmittelbarer Nachbarschaft (diese war wegen der Lage der Quellen so notwendig) des Friedrichsbads von 1890-1893 nach dessen Vorbild das Pendant für Frauen, das „Augustabad“ gebaut, nach der deutschen Kaiserin benannt. Von der Innenausstattung war es ähnlich aufgebaut, beide Bäder verlangten auch die gleichen Preise (wie man aus dem Reiseführer ersehen kann).

Während man im Friedrichsbad heute noch ein Bad genießen kann, wurde das Augustabad Anfang der 60er Jahre abgerissen.

Dafür (und gleichfalls in nächster Nähe) gibt es nunmehr die Caracalla-Therme als modernes Pendant zum altehrwürdigen Friedrichsbad.

Dass die Quellen schon lange genutzt wurden, erfahrt Ihr im folgenden Modul:

4. Heiße Quellen – der Ursprung von Baden

Alles begann mit der Entdeckung der heißen Quellen – sind sie so etwas wie eine Konstante oder ein „roter Faden“ bei der Entwicklung der Stadt. Wie die römische Ansiedlung hieß, die um diese Quellen ca. 70 nach Christus entstand, darüber streiten sich bis heute die Geister. Sicher ist, dass zwei römische Badeanlagen erhalten sind: Die Kaiserbäder in der Nähe der Stiftskirche und dem Marktplatz, die Mitte des 19. Jahrhundert beim Bau des Dampfbades entdeckt wurden (sie werden so genannt, weil sie prachtvoller ausgestattet waren) und die kargeren „Soldatenbäder“, die beim Bau des Friedrichs- und Augustabads entdeckt wurden und deren Ruinen bis heute in der Nähe des Friedrichbads zu bewundern sind. Man nimmt an, dass die römische Siedlung ein Ort war, zu dem Soldaten zur Erholung geschickt wurden – deshalb „Soldatenbad“.

Vielleicht war es der römische Kaiser Caracalla, der die Thermen ausbauen und renovieren ließ – die heutigen modernen Therme tragen seinen Namen. Weiterhin erhalten sind Reste der römischen Siedlung.

Die Römer wurden durch die Alemannen vertrieben. Vielmehr ist aus dieser Zeit nicht schriftlich überliefert – der erste Beleg nach der Antike ist eine Schenkungsurkunde von 987 von Otto III., in welcher der Ort „Badon“ genannt wird – das klingt doch schon ganz ähnlich!

Die nahegelegene Burg Hohenbaden, bis heute über der Stadt als Ruine zu besichtigen, wird zum 1. Mal 1122 erwähnt. Sie entstand wohl ca. 1100, wahrscheinlich von Hermann I., Stammvater des Hauses Badens, erbaut. 1112 wird dessen Sohn, Hermann II., erstmals als „Markgraf von Baden“ bezeichnet. Man kann es als Geburtsurkunde der Markgrafschaft Baden und des badischen Geschlechts bezeichnen. Ab 1150 entwickelt Baden städtische Strukturen und schon einige Zeit darauf –ab ca. 1306- wurden die Thermalquellen (eigentlich wieder…) für Bäder genutzt!

Zunächst wurde die Stadt also ein Kurort für Badekuren. Man lag stundenlang in den Bädern, nach dem damaligen Wissensstand war das sehr gesund – nun ja, entspannend war es vielleicht…Von Kaiser Karl Friedrich III. ist überliefert, dass er 1473 zur Badekur nach Baden reiste.

1535 wurde die Markgrafschaft Baden durch Erbteilung in zwei Teile aufgeteilt und diese neuen Teile nach den Namen ihrer Residenzstädte in Baden-Baden und Baden-Durlach benannt. Die Stadt Baden bekam im Laufe der Zeit verschiedene Namens-Zusätze, z.B. „Baden in Baden“ um sie mit anderen existierenden Städten „Baden“ (so in der Schweiz und bei Wien gelegen) nicht zu verwechseln, bevor sich im 19. Jahrhundert „Baden-Baden“ durchsetzte.

Ein Einschnitt war der pfälzische Erbfolgekrieg – 1689 wurde die Stadt von französischen Truppen niedergebrannt – klar, dass dabei der Badebetrieb zum Erliegen kam und sich nach dem Aufbau auch nicht wieder so recht „aufrappelte“. Dazu war Baden plötzlich keine Residenzstadt mehr. Denn der herrschende Ludwig-Wilhelm von Baden, aufgrund seiner erfolgreichen Feldzüge im osmanischen Reich auch „Türkenlouis“ genannt, wollte sich ein Schloss nach Versailler Vorbild bauen lassen. Das war in Baden-Baden leider nicht möglich – aber in Rastatt, was 1706 folglich zur Residenzstadt wurde. Der Wiederaufbau Badens ging schleppend voran, die Badstuben und Herbergen waren unmodern, das Stadtbild dazu nicht sehr gepflegt. Ein weiterer Grund, dass die Badekuren außer Mode gerieten: Beide Geschlechter badeten oft eng zusammen und so wurden allerhand Krankheiten übertragen – die man ja eigentlich während der Kuren loswerden wollte…

Bevor die Stadt nun Ende des 18. Jahrhunderts vollkommen in der Bedeutungslosigkeit verschwand, wurde sie vom Badischen Staat wiederentdeckt – Kurfürst Karl Friedrich wählte Baden 1805 als seine Sommerresidenz. In der Folge kamen wieder mehr Besucher – ein guter Grund, sie als mondäne Kurstadt auszubauen! Der erste Schritt, um die Stadt für zahlende und vor allem gut betuchte Gäste wieder attraktiver zu machen, war der Bau des Promenadehauses.

Weiterhin sattelte man von Badekuren, die aus der Mode kamen, mehr und mehr auf Trinkkuren um – dabei wurden nicht nur Thermal- und Mineralwasserkuren angeboten, sondern auch Molkenkuren.

So hatte das gutbetuchte adelige und bürgerliche Publikum nun einen gesundheitlichen Grund zum Kommen – neben dem eigentlichen: sich zu vergnügen UND zu spielen.

Wie es mit der Entwicklung im 19. Jahrhundert weiterging, erfahrt Ihr in diesem Modul: „Das 19. Jahrhundert: Vom Spieler- zum Wellnessparadies“.

Bei allen Mitwirkenden, die mich bei der Erstellung des Artikels unterstützt haben, möchte ich mich herzlich bedanken!

Zu berühmten Kurstädten einst und jetzt gibt es diese Einführung – weiterhin erschienen sind diese Artikel zu den Kurstädten Karlsbad und Wiesbaden.

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