Was geschah im August 1908?

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Ein Zeppelinunglück führt zum ersten landesweiten Crowdfunding der deutschen Geschichte: Die Zeppelinspende

Giganten der Lüfte wurden sie genannt und faszinierten die Menschen von Anfang an: Luftschiffe. Und wer hat’s erfunden? Ferdinand Graf von Zeppelin.

Genauer gesagt, er erfand die „Starrluftschiffe“ – die dann auch als „Zeppeline“ nach ihm benannt wurden.

Graf Zeppelin war 1890 mit 52 Jahren aus den Armeedienst ausgeschieden. Danach wandte er sich der Entwicklung eines lenkbaren Luftschiffs zu. Die Idee hatte ihn schon länger fasziniert und umgetrieben – hatte er doch im deutsch-französischen Krieg 1871 den Einsatz (insbesondere von französischer Seite) von Freiballons erlebt. Allerdings sah er auch den großen Nachteil der Ballone – sie waren nicht wirklich lenkbar. Der Graf tüftelte nicht nur, er fand auch Mitstreiter und vor allem Geldgeber, wobei er den größten Teil der notwendigen Investitionen aus seinem Privatvermögen finanzierte.

Wie die meisten Erfinder einer komplett neuen Technologie wurde auch er anfangs verspottet: Von der Bevölkerung als „Narr vom Bodensee“ verschrien, bezeichnete ihn Kaiser Wihelm II. als „Dümmsten aller Süddeutschen“.

Der Graf selbst ließ sich dadurch nicht beirren und meinte dazu: „Für mich steht naturgemäß niemand ein, weil keiner den Sprung ins Dunkel wagen will. Aber mein Ziel ist klar und meine Berechnungen sind richtig.“

Am 2. Juli 1900 war es dann soweit: Er stellte sein erstes Luftschiff genannt LZ (Abkürzung für Luftschiff Zeppelin) 1 der Öffentlichkeit vor. Gebaut worden war es in einer schwimmenden Montagehalle auf dem Bodensee, die auf dem obigen Bild immerhin klein zu sehen ist. Diese Halle konnte für den schwierigen Startvorgang in den Wind gedreht werden. Vor etwa 12 000 Zuschauern hob das 128 Meter lange Luftschiff ab – und blieb immerhin 18 Minuten in der Luft, bevor es wegen einer gebrochenen Winde für das Ausgleichsgewicht notlanden musste.

Der erste Zeppelin hatte eine Länge von 128 Metern, einen Durchmesser von knapp 12 Metern und wurde von zwei Daimler-Motoren mit je 14 PS angetrieben. Für den Auftrieb wurde als Traggas Wasserstoff verwendet.

War der erste Aufstieg auch ein Spektakel gewesen, Investoren hatte Graf Zeppelin damit noch nicht so recht überzeugen können. Zunächst waren die finanziellen Mittel erschöpft, der Prototyp LZ 1 wurde zerlegt, alle Werkzeuge verkauft und die Gesellschaft aufgelöst.

Es war insbesondere dem Unternehmergeist von Alfred Colsman, dessen Schwiegervater die ersten Zeppelinteile mit produziert hatte und der luftfahrtbegeisterten Bevölkerung zu verdanken, dass die Technik des Zeppelins weiter entwickelt werden konnte.

Durch eine (staatlich genehmigte) Lotterie, Spenden und weiteres Privatvermögen des Grafen konnte es weiter gehen – schließlich gab sogar Reichskanzler von Bülow noch 50.000 Mark aus einem Fond dazu.

Die Luftschiffe LZ 2 und LZ 3 konnten gebaut werden. LZ 2 blieb zwar schon etwas länger in der Luft, wurde aber bei der Landung nach dem 2. Aufstieg schon irreparabel beschädigt. Zum Glück war LZ 3, in dem alle brauchbaren Teile aus LZ 2 verbaut worden waren, erfolgreicher: 1906 zu ersten Tests aufgestiegen, legte es bis 1908 auf 45 Fahrten immerhin eine Strecke von knapp 4400 km zurück.

Auch das Militär war ein potentieller Kunde für die Zeppeline und wollte das nächste Luftschiff LZ 4 in seine Flotte übernehmen. Das LZ 4 hatte sich schon einen Namen bei einer 12-stündigen Fahrt vom Bodensee in die Schweiz Anfang Juli 1908 gemacht.

Für den Beweis, dass dieser Zeppelin auch militärisch nutzbar war, wurde seitens des Heeres eine 24-stündige Dauerfahrt verlangt. Diese war für den 4. August 1908 geplant mit der Strecke Friedrichshafen – Mainz und zurück.

Auf dem Weg zurück musste das LZ 4 bei Stuttgart/Echterdingen wegen Motorproblemen notlanden. Die folgenden Bilder erschienen mit diesem Text in der Sonntagszeitung:

Die Zeppelin-Katastrophe in Echterdingen

Das Luftschiff landete gegen 8 Uhr morgens, die Katastrophe trat gegen 3 Uhr nachmittags ein. Das Luftschiff hatte eine Länge von 128 Metern, eine Länge, die die Höhe der Türme der Münchner Frauenkirche noch um ein Viertel überragt. Der Durchmesser des Luftschiffes betrug 11 ½ Meter. Es bestand aus 16 einzelnen Kugelballons, die durch ein Aluminiumgerüst miteinander verbunden waren. Das Ganze wurde durch Ballonstoff zur Einheit verbunden. Die 16 Einzelballons wurden mit dem leichtesten Gas, nämlich mit Wasserstoffgas gefüllt. Das Luftschiff, das eine Maximalgeschwindigkeit von 50 Kilometern in der Stunde erreichte, kostete 350 000 Mark und jede einzelne Füllung 8000 Mark.

 Im Bericht steht zum Unfallhergang: …“Gegen drei Uhr nachmittags wurde der nur leicht verankerte Ballon von einem plötzlichen Sturm erfasst und vom Boden losgerissen. Durch Selbstentzündung des im Ballon enthaltenen Gases erfolgte gleichzeitig eine Explosion, durch die der Ballon in wenigen Sekunden ein Opfer der Flammen wurde…“

Und der Graf? Unter dem Bild des zerstörten Luftschiffs steht in der gleichen Ausgabe:

 „Von dem Luftschiff blieb nur ein Aluminiumgerippe übrig. In dem Salon hatte sich Graf Zeppelin schlafen gelegt und sich erst kurz vor der Katastrophe erhoben, um ein Telegramm an seine Tochter aufzugeben. Diesem Umstand hatte der geniale Erfinder die Rettung seines Lebens zu verdanken.“ Puh, ein Glück gab es damals schon Telegramme!

Und obwohl die Fahrt schiefging, wurde der Graf und sein Zeppelin vom deutschen Volk gefeiert. Der Nationalstolz war erwacht, der durch die innen- und außenpolitischen Turbulenzen, wie z.B. den Eulenburg-Prozess (wir berichteten in der Juli-Ausgabe) in letzter Zeit gelitten hatte. Eine beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft erhob sich, um den Weiterbau von Zeppelinen zu ermöglichen. Schüler spendeten ihr Taschengeld, Omas plünderten ihren Sparstrumpf und von Firmen kamen größere Beträge – insgesamt waren es über 6 Millionen Mark, die zusammenkamen, mit denen Graf Zeppelin mit seinen Mitstreitern die Luftschiffbau Zeppelin GmbH und die Zeppelin-Stiftung gründen konnte.

Es wurden weitere Zeppeline gebaut, die Schiffe wurden zivil und auch militärisch genutzt. Im Zuge dieser Rubrik werden wir sicherlich noch das eine oder andere Mal auf die Zeppeline und ihre weitere Entwicklung zu dieser Zeit zurückkommen.

Wer sich für die „Giganten der Lüfte“ und ihre Anfänge interessiert, der kann in Friedrichshafen das Zeppelinmuseum  besuchen. Es zeigt die Entwicklung der Luftschiffe sehr anschaulich und man kann dort unter anderem auch diese Devotionalien anschauen, die aus den Überresten des zerstörten LZ 4 hergestellt, zum Zwecke der Spendensammlung als Souvenirs verkauft wurden.

Der in den 30er Jahren erbaute berühmteste Zeppelin, die „Hindenburg“, deren Brand 1939 auch den Untergang der Luftschiffe zur Passagierbeförderung einleitete, ist dort als (teilweise) Rekonstruktion der Innen- und Außenausstattung zu besichtigen.

Übrigens gleiten heute wieder Zeppeline mit Passagieren durch die Luft – zumindest für Rundflüge über dem Bodensee. In der Form wie damals, wirken sie durch die heutigen Werbeaufdrucke nicht mehr ganz so majestätisch.

In jedem Fall ist ein Flug sicher damals wie heute ein eindrucksvolles und preislich recht exklusives Vergnügen.

Der Kaiser macht (alle Jahre wieder) Sommerurlaub: im Nordland

Nicht nur Bundeskanzler (und –innen) fahren jährlich zuverlässig zum immer gleichen Ferienziel, nein, auch Kaiser hatten Lieblingsziele, welche sie alljährlich immer wieder mit ihrem Besuch beehrten.

Bei Wilhelm II. und seiner Frau war es das Nordland – eine Provinz in Norwegen. Hier der Originaltext zum Bild aus der Zeitschrift „Daheim“:

Die Nordlandreise, die der Kaiser nun schon seit langem alljährlich unternimmt, hat ihm das Herz der Norwegischen Bevölkerung in hohem Maße gewonnen. Wie ein langerwarteter geliebter Gast wird er dort oben empfangen.

Die Begrüßungsszene mit der ländlichen Bevölkerung, wie unser Bild zeigt, wird unsere Leser aufs lebhafteste interessieren.“

Ja, auf lebhaftes Interesse hoffe ich auch, nicht nur bei diesem Artikel. Und wie wir sehen, überreichten auch damals schon niedlich gekleidete Trachtenmädchen Blumensträuße.

Wer wissen will, wen der Kaiser nach seiner Rückankunft auf Usedom in Deutschland genauso regelmäßig mit einem Besuch beehrte und zwar ohne die Kaiserin, liest hier weiter.

 

Die Universität Jena feiert ihr 350 jähriges Bestehen mit der Einweihung eines neuen Universitätsgebäudes

Berichte über Einweihungen sorgen meist für großes Gähnen – Gebäude X wurde durch Y eingeweiht, es kamen die prominenten Gäste A, B und C und auch Erbauer D war beim festlichen Einweihungsakt dabei. So weit, so langweilig.

Im Bericht über die Eröffnung der Zeitschrift „Daheim“ erfahren wir aber auch etwas über die Geschichte von Universitätsdomizilen und den Bau und der Ausstattung des neuen Gebäudes – und das ist interessant:

Unsere alten deutschen Universitäten fanden bei ihrer Gründung ihr Heim meist in alten verfügbaren Gebäuden, in Schlössern und Klöstern. Die Berliner Universität zum Beispiel im Palais des Prinzen Heinrich, des Bruders Friedrich des Großen. Es war damals für große Bauten kein Geld vorhanden, und außerdem schienen für „Schulzwecke“ die alten Schlösser und Klöster vortrefflich geeignet. Unter dem Einfluß Schinkels versuchte man dann auch nach außenhin die Bestimmung zu kennzeichnen, der diese Stätten geistiger Bildung dienten. Man schuf den antikisierenden Akademiestil. So entstand 1834 das Universitätsgebäude Halles und das Universitätsgebäude zu Leipzig.

Auch die alte Universität Jena war ursprünglich ein Kloster. Als der Raum zu klein wurde, zog man weiter in das mietskasernenartige Haus am Fürstengraben, die alte „Wucherei“ und letzte nahm man auch das alte Schloß des Herzogs von Sachsen-Jena für wissenschaftliche Sammlungen in Anspruch. Als auch diese Räume seit dem letzten Jahrzehnt bei dem starken Wachstum der Universität immer unzureichender wurden, entschloß man sich zu einem Neubau. Mit dem Jahre 1905 begann man mit der Arbeit, indem zunächst die ehemalige Reitbahn und das ehemalige Amtsgericht abgebrochen und das archäologische Museum aufgeführt (?) wurde, das im Herbst 1906 fertiggestellt war. Es erfolgte nun der Abbruch des alten Schlosses, des Turmes, der Hauptwache und des Johann Wilhelm-Baues. Die Bauausführung war zum Teil einheimischen Gewerken übertragen. Das Haus hat durchweg elektrische Beleuchtung, auch die Uhranlage für die Auditorien, Amtsräume, Korridore und den Turm ist elektrisch eingerichtet. Auch sonst sind alle Erfindungen der Neuheit für die Einrichtungen und den Komfort zur Anwendung gelangt. So ist zum Beispiel im Keller eine elektrisch betriebene Entstäubungsanlage eingebaut, die durch sechs Zapfstellen im ganzen Haus bedient werden kann. Decken und Türen aus dem alten Schloß, soweit sei künstlerischen Wert hatten, sind im Neubau wieder zur Anwendung gelangt…“

 Hier verlassen wir den Bericht (sonst wird es doch zu langatmig). Die Schilderung geht noch mit der Außen- und Innengestaltung des neuen Gebäudes weiter.

Wir stellen fest: schon damals stiegen die Studentenzahlen, Altes machte Platz für Neues und es wurde bereits recycelt (alte Türen und Decken).

Architekt des Baues war übrigens der renommierte Kirchen- und Theaterarchitekt Theodor Fischer. Und ja, er war bei der Eröffnung (wahrscheinlich) dabei. Das neue Gebäude wurde vom Großherzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar-Eisenach im Beisein zahlreicher Ehrengäste und unter Mitwirkung der studentischen Korporationen und Professoren, die feierlich in ihr neues Domizil einzogen, eingeweiht.

Wen die ganze Geschichte der Universität interessiert, der kann hier weiterlesen.

Der „echte“ Hauptmann von Köpenick kommt frei

Der Hauptmann von Köpenick ist durch die Darstellung von Hans Rühmann im gleichnamigen Film unsterblich geworden. Er beruhte auf einer wahren Begebenheit, auch wenn im Film wohl das eine oder andere idealisiert war.

Der „echte“ Hauptmann sah so aus, hier der Kommentar zum obigen Bild aus der Sonntagszeitung:

Der Freiheit wiedergegeben:

Wilhelm Voigt, der „Hauptmann von Köpenick“, der im Jahre 1906 wegen seines berühmt gewordenen Streiches zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt wurde, nach seiner kürzlich erfolgten Begnadigung.

Aus dem Frauenleben:

Heute berichten wir über die erste weibliche Dozentin an einer deutschen Hochschule, die in der Sonntagszeitung mit folgenden Worten vorgestellt wurde:

Fräulein Dr Elisabeth Altmann-Gottheiner wurde an die Mannheimer Handelshochschule berufen, wo sie Vorlesungen auf dem Gebiete der Sozialpolitik halten wird.

Elisabeth Altmann-Gottheiner (1874-1930) wurde 1874 in Berlin geboren. Ihre Eltern mit jüdischen Wurzeln, liberal bürgerlich eingestellt, unterstützen ihre Tochter in ihrem Streben nach höherer Bildung. Sie darf eine höhere Töchterschule besuchen. Bei einem ersten England-Aufenthalt erhält die 16-jährige Elisabeth wichtige Impulse für ihr weiteres Leben: ihre internationale Offenheit, ihr (späteres) Eintreten für die Frauenbewegung und auch ihr soziales Engagement werden ihr weiteres Leben prägen. So kehrt sie 1899 für ihr Studium nach in London zurück, was sie dann in Berlin und Zürich fortsetzt. Dort kann sie 1902 mit der Untersuchung „Studien über die Wuppertaler Textil-Industrie und ihre Arbeiter in den letzten 20 Jahren“ promovierendavor in Berlin war ihr dies verboten worden. Schon das Thema zeigt, dass sie sozial engagiert war.

1906 heiratet sie Sally Altmann, ebenfalls aus einer jüdischen Familie stammend. Dieser wird alsbald zum Dozenten an die Mannheimer Handelshochschule berufen. Ob seine Berufung die folgende Berufung seiner Frau begünstigt hat oder gar Bedingung war –wir wissen es nicht und vielleicht ist eine dahingehende Vermutung auch unfair. Aber die Anstellung einer Frau in den Hochschuldienst war zu dieser Zeit schon sehr außergewöhnlich.

Elisabeth engagiert sich gleichfalls in der Frauenbewegung, deren „Jahrbuch der Frauenbewegung“ sie ab 1912 bis 1919 herausgibt. Daneben verfasst sie verschiedene Schriften in denen sie sich für die Rechte weiblicher Arbeiterinnen und Akademikerinnen engagiert. 1925 wird sie von der Mannheimer Hochschule zur Professorin ernannt.

Ihre letzten Jahre überschatten Krankheiten und auch die zunehmend antisemitische Stimmung an der Uni Mannheim und allgemein im Land. Sie stirbt 1930.

Seit 1996 wird von der Universität Mannheim jährlich der „Elisabeht-Altmann-Gottheiner-Preis“ für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Frauen- und Geschlechterforschung vergeben.

Wichtige Informationen zu Elisabeth Altmann-Gottheiner habe ich diesem Artikel von Frau Dr. Günther entnommen, in dem man weitere Fakten zu ihrem Leben erfahren kann.

Schon damals ein Trend: Rückkehr zur Natur – Berliner Laubenkolonisten feiern Erntefest

Wäre es nicht im damaligen Stil geschrieben, man könnte glatt denken, der Bericht aus dem Daheim über die Laubenkolonien wäre aus der heutigen Zeit:

Rückkehr zur Natur – recht verstanden das Heilmittel der Überkultur. Und wie immer in den Zeiten der Übersättigung, des raffinierten Lebensgenusses, der hochgespannten Ästhetik wird auch in unseren Tagen wie einst in Rousseaus der Ruf laut: Gehen wir zur Natur zurück – nur daß wir dieses Wort anders verstehen als Jean Jacques (Rousseau). Wir sehen in dem Städter, zumal in allen Großstädtern, wie unbezwingbar die Liebe zur Natur ist; das Verlangen, der Wüste der Sommerstadt zu entfliehen, zeigt sich auch in der Erscheinung der Laubenkolonien. Ursprünglich ein Notbehelf der minder bemittelten Klassen, hat diese Art der Rückkehr zur Natur auch in den besseren Schichten der reichshauptstädtischen Bevölkerung Anklang gefunden. Ist doch das Leben in der Natur der eigentliche Beruf des Menschen. Daher soll man auch die Laubenkolonien achten, wie man die Äußerungen der Kinderseele achtet, man soll nicht lächelnd auf sie herabsehen, sondern sich rühren lassen von soviel Liebe zur Natur, die aller Stickluft der Großstadt zum Trotz in den vielen tausend Herzen nicht erstorben ist. Auch die Laubenkolonien sind ein Kampfmittel für die Gesundheit unseres Volkes.

Na gut, der Begriff „Kampfmittel“ würde uns heute im Zusammenhang mit Laubenkolonien definitiv nicht in den Sinn kommen. Jedoch zeigt der Artikel nicht nur, dass Kleingärten, nichts anderes waren ja „Laubenkolonien“ zwar schon damals von manchen belächelt wurden, aber gleichzeitig schon einmal ein Trend waren. So gab es schon zu dieser Zeit den Wunsch, aus der Großstadt heraus zurück zur Ursprünglichkeit, selbst gezogenem Obst und Gemüse und dem eigenen kleinen Idyll zu kommen.

Und heute? Sind Kleingärten in Großstädten auch wieder „in“.

 

Ich wünsche Euch einen sommerlichen August – am besten mit einem Badesee in der Nähe.

Und wenn es zu heiß wird – einfach zurückziehen. Ob in ein Zeppelin über dem Bodensee, ins Nordland, wie dazumal der Kaiser oder in die eigene schattige Laube.

Oder kalt duschen – ein immer wirksames „Kampfmittel“ gegen die Hitze.

Herzlichst

Eure Grete

PS: Für alle neuen Leser der Rubrik: Original-Artikel und –Zitate werden immer kursiv angezeigt und sind in der ursprünglichen Rechtschreibung geschrieben.

Hier die Links zu der August-Ausgabe von 1909

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