Resümee von „Bretter, die die Welt bedeuten“

 In Fortsetzungsroman, Frauenleben, Liebesroman

– und die Antwort auf die Frage, wer die Frau auf dem Vorschaubild ist

Hier erfahrt Ihr etwas über den Autor des Romans Hanns von Zobeltitz und mit diesem Link gelangt Ihr zur kompletten Geschichte „Bretter, die die Welt bedeuten“.

Zum Schluß gab es ein HAPPY END und offene Probleme lösten sich so von selbst! Trotzdem war ich irgendwie vom Ende enttäuscht – ich weiß nicht, wie es Euch ging?

Wie HÄTTE die Geschichte weiter gehen können, HÄTTE Dorothea ihre weitere Karriere verfolgt?

Denn der Mut, den Dorothea hatte, ihren Weg als Schauspielerin einzuschlagen, wurde zwar mit Erfolg belohnt – immerhin spielte sie sich als „ungelernte Kraft“ von einem Dorftheater auf die großen Bühnen, über Bochum, dem Weimarer Hoftheater bis in die Hauptstadt Berlin. Und dort endet ihre Karriere abrupt und sie als Ehefrau des herrischen Gutsbesitzers Ludolf Kastrop, unter dessen „harter Schale“ sich jedoch ein weicher Kern verbirgt.

Das Ende entsprach auf jeden Fall dem damaligen Zeitgeist. Frauen wurde zwar eine Karriere zugestanden (immerhin schon), aber nach der Heirat hatten sie sich selbstverständlich auf ihre Rolle als Ehefrau und Mutter zu konzentrieren. Im konkreten Fall läßt der Verfasser, Hanns von Zobeltitz, Dorothea die Entscheidung nicht allzu schwerfallen, da er sie mit ihrer Schauspielerei doch irgendwie in eine Sackgasse geraten läßt. Zur ganz großen Karriere fehlen ihr anscheinend doch das letzte Quentchen Talent und Einsatz. Auch wenn sie abschließend noch einmal in ihrer Rolle als Julia an der Seite von Edgar Maurer als Romeo glänzt. Apropos Edgar Maurer, der im Roman eine zwielichtige Rolle spielt. Er verehrt Dorothea und liebt sie wahrscheinlich sogar, läßt sie allerdings auch seine Macht spüren. Insbesondere seine Macht, sie wegen ihrer Ablehnung ihm gegenüber kalt zu stellen. Im Grunde „me too“ damals. Es fällt im Roman auch auf, dass als Grund für ihren Erfolg immer mehr ihr Aussehen als ihre schauspielerischen Fähigkeiten betont werden.

Aber zurück zu Dorothea – deutlich wird, dass während dieser Zeit gesellschaftlich eine Karriere nur für Frauen vorgesehen ist, die wirtschaftlich dazu gezwungen sind oder aus anderen Gründen schlechte Aussichten auf eine Heirat haben. So jedenfalls die männlich dominierte Sicht dazu.

Schauspielerinnen waren dabei sicher in einer schwierigen Situation. Von wenigen Stars einmal abgesehen, waren sie keine wirklich standesgemäßen oder finanzkräftigen Partien. Dies wird durch die Zwickmühle Dorotheas, in der sie sich in Weimar wiederfindet, ganz gut aufgezeigt: als Braut des Herzogs ist sie nicht möglich, nur als seine Mätresse. Dorothea verweigert sich (als anständiges Mädchen) dieser Stellung und kann nicht anders als die Stadt und das Theater zu verlassen – nach Berlin. Dort wird sie schließlich von ihren Problemen mit dem Antrag ihres zukünftigen Ehemanns Ludolf von Kastrop „erlöst“. Ehe gut, alles gut?

Wie sah das Leben von Schauspieler(innen) in den 1900er Jahren in der Realität aus? Das interessierte viele Frauen – wohl ein Grund, dazu einen Fortsetzungsroman zu veröffentlichen. In den Zeitschriften wird von Schauspielerinnen berichtet, dazu gibt es die Rubrik „Wie ich zur Bühne kam“ in der beliebte Schauspieler(innen) den Beginn ihrer Karriere erzählen. Im Grunde waren es Exoten, die auch einige Freiheiten mehr als die „Otto-Normal“-Bürger hatten. Dafür wurden sie insgeheim bewundert und wahrscheinlich oft beneidet.

Am Schluss möchte ich Euch noch die wahre Person hinter dem weiblichen Porträt des Vorschaubildes der Romanfortsetzungen vorstellen. Sehr viel habe ich aber leider nicht zu ihr finden können.

Ihr Name war Bert Deetjen und das Bild ist aus einem Bericht der Sonntagszeitung zur Uraufführung der Operette „Das Puppenmädel“, die im Theater des Westens 1910 in Berlin stattfand. Komponist war Leo Fall, der als Vertreter der Wiener Operette damals recht populär war und als bedeutender Vertreter der „Silbernen Operettenära“ gilt.

Operetten behandeln nicht die großen Probleme der Welt, das ist klar, aber trotzdem klingt der Inhalt dieser Operette ziemlich trivial: Es geht um ein junges 16-jähriges Mädchen namens Yvette, die mit ihrer Mutter in der französischen Provinz lebt. Ihr Merkmal ist eine große Puppe, mit der sie immer noch spielt –als Symbol für ihre Naivität und Unschuld. Sie wird von einem älteren Lebemann, der an ihr interessiert ist und sie mit dem Versprechen, dort eine große Sängerin aus ihr zu machen nach Paris gelockt. Zum Glück folgen ihr Mutti und ein schüchterner Junge ihres Alters, Tiborius, den sie insgeheim mag, der Neffe des Lebemanns, alsbald heimlich nach Paris nach. Yvette und Tiborius kommen zusammen, Mutti heiratet den Lebemann und Yvette wird eine berühmte Sängerin. So weit, so trivial.

Obwohl die Kritik der Zeitschrift wohlwollend war, sowohl zur Operette als auch zur Hauptdarstellerin:

Die Aufführung im Theater des Westens war sehr flott. Als Darstellerin der Titelrolle erntete Fräulein Bert Deetjen durch ihr temperamentvolles Spiel reichen Beifall…

fand ich weder zur Operette noch zu Bert Deetjen weitere Informationen. In der Versenkung der Zeit verschwunden sozusagen – oder vielleicht auch einfach verheiratet -wie in „Bretter, die die Welt bedeuten“? Ich fürchte, wir werden es nicht erfahren…

Vielen Dank für Eure Lesetreue! Es wird erstmal keinen neuen längeren Fortsetzungsroman geben, aber hin und wieder eine Geschichte – am besten immer mal auf der Webseite oder auf Facebook vorbeischauen, wo ich es posten werde.

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