König Ludwig III.: Der letzte König von Bayern

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Ein Gastbeitrag von Stefan März

„Majestät, genga S‘ hoam. Revolution is!“

Zum 100. Todestag König Ludwigs III. von Bayern – das gescheiterte Experiment der Bürgermonarchie

Am 18. Oktober 2021 jährt sich der Todestag des letzten Königs von Bayern – Ludwig III. – zum einhundertsten Mal. Der während seiner nur sechsjährigen Regierungszeit als „Bürgerkönig“ gehandelte Monarch war im Zuge der Novemberrevolution des Jahres 1918 abgesetzt worden. Mit seiner Entthronung in den letzten Tagen des Ersten Weltkriegs hatte die 738-jährige Herrschaft der Wittelsbacher über Bayern ihr Ende gefunden.

Während sein Großvater Ludwig I. im Jahr 1848 und sein Vetter Ludwig II. im Jahr 1886 nur ihre persönliche Herrschergewalt verloren, erlebte Ludwig III. den Untergang der konstitutionellen Monarchie. Dabei hatte dieser letzte Ludwig vielfach neue Wege beschritten und der Monarchie neue Perspektiven eröffnet. Der Historiker Hans-Michael Körner charakterisierte ihn als „bürgerlich-zivil und ausgesprochen unmilitärisch, ökonomisch-pragmatisch und entschieden katholisch, unprätentiös […]“. Die Bandbreite der Beschreibungen reicht indes von der Bewunderung für einen vermeintlichen Bürgerkönig, überzeugten Föderalisten und wissenschaftsbegeisterten Mäzen bis hin zum Spott über den nachlässig in faltige Hosen gekleideten „Ludwig, den Vielfältigen“ und den königlichen „Millibauern“, der in der Nähe des Starnberger Sees ein landwirtschaftliches Mustergut bewirtschaftete.

Ein Blick auf Ludwigs Wirken macht den erstaunlichen Facettenreichtum deutlich, der die Monarchie für viele Bevölkerungsgruppen selbst in Kriegs- und Krisenzeiten anschluss- und zukunftsfähig zu gestalten schien.

Neue Perspektiven

Das Königreich Bayern war seit 1871 Bestandteil des Deutschen Reichs, hatte sich jedoch zahlreiche originäre Hoheitsrechte bewahrt: das Recht auf eine eigene Verfassung, auf Besitz und Ausübung der Zuständigkeiten in Gesetzgebung, Gerichtsbarkeit und Verwaltung. Darüber hinaus wurden dem Königreich so genannte Reservatrechte belassen, die es von der Reichgesetzgebung in strategisch wichtigen Bereichen ausnahm. Nicht zuletzt behielt Bayern seine königliche Dynastie – die Wittelsbacher.

Als am 12. Dezember 1912 der greise Prinzregent Luitpold verstarb, folgte ihm sein ältester Sohn Ludwig in diesem Amt nach. Von der Presse wurde der neue Prinzregent mit Sympathie begrüßt. Ludwigs ökonomisches Interesse, seine soziale Aufgeschlossenheit sowie sein konstruktives Verhältnis zum Parlament ließen eine erfolgreiche Regierung erhoffen. Seine Begeisterung für Wissenschaft, Ökonomie und Technik korrespondierte mit dem Zeitgeist. Ludwig und seine Gattin Marie Therese hatten im Laufe der Jahre dreizehn Kinder bekommen, was dazu führte, dass nun das Image des Familienvaters in das des Landesvaters überführt wurde.

Nachdem der Landtag nach mehr als einem Vierteljahrhundert eine Beendigung des Provisoriums der Reichsverweserschaft ermöglichte, bestieg Prinzregent Ludwig im November 1913 als König Ludwig III. den Thron. Zu diesem Zeitpunkt deutete kaum etwas darauf hin, dass die Monarchie nur fünf Jahre später zusammenbrechen sollte. Der Historiker Hubert Glaser urteilte, man sehe sich versucht, in Ludwig „das Profil eines konstitutionellen Mustermonarchen“ zu erkennen. Dieser verfügte über feste Grundsätze sowie „einen Sinn für praktische Politik, der sich weder in die Geschichte noch in die Künste“ zurückzog, sondern „die Ökonomie für die Grundlage der öffentlichen Wohlfahrt hält“. Ludwig schien „das Bild eines selbstbewussten und redegewandten, gestandenen Mannes [zu sein], der seine eigenen Unternehmen erfolgreich zu führen weiß und der vor der parlamentarischen Arbeit nicht zurückscheut.

Repräsentative Bürgermonarchie

Ludwig III. war davon überzeugt, dass die Monarchie alle Gesellschaftsschichten ausgewogen beachten müsse und interpretierte seine Rolle bürgernah. Das symbolische Kapital des Königstitels wurde gezielt für die gesellschaftliche Integration eingesetzt. Festgottesdienste, Empfänge, militärische Ehrendienste und Hofbälle blieben zwar Elemente monarchischer Selbstdarstellung. Solcherart Glanz und Gloria lag dem bürgerlich-volkstümlichen König indes wenig, obgleich er auch dies pflichtbewusst bewältigte. Außerdem pflegte er ein Renommee als Landwirt aus königlichem Hause. Privat besuchte er bürgerliche Kegelabende und spazierte in Gehrock und Zylinder durch die Residenzstadt. Der Kulturhistoriker Franz Blei berichtete, wenn Ludwig eine Einladung gab, „wurde Hofbräu und Würstel serviert“ – ganz unaristokratisch und für manche sicher auch befremdlich.

Daneben wurden demonstrative Inszenierungen von Modernität gestellt: Der König fuhr mit dem Automobil auf dem Oktoberfest vor, reiste mit der Eisenbahn durch das Land, zeigte sich bei Sportveranstaltungen, ließ sich fotografieren und filmen, eröffnete Gewerbeausstellungen, besuchte Wirtschaftsverbände und ließ sich durch Fabrikanlagen führen. In den Sommern 1913 und 1914 unternahm Ludwig Repräsentationsbesuche in etlichen größeren bayerischen Städten. Die Zeitungen berichteten überschwänglich: Mit glänzendem Gefolge zog er durch Triumphpforten ein, an denen sich Schuljugend, Militär und Landwehr, Vereine und Bürgerschaft versammelt hatten. Empfänge, Ordensverleihungen, Serenaden und feierliche Brillantfeuerwerke boten die Glanzlichter dieser Besuche.

Nicht zuletzt betrieb das Königshaus eine professionelle Medienarbeit. Imagepflege wurde zum entscheidenden Faktor. Täglich wurde über repräsentative Auftritte berichtet, etwa über Staatshandlungen, Regimentsbesuche, Audienztermine – aber auch über private Aspekte. Daneben nutzte man moderne Bildmedien wie die Fotografie oder den aufstrebenden Film, um Persönlichkeit und Programmatik des Königs einem breiten Publikum näher zu bringen. Auf diese Weise wurde Ludwig III. einer der ersten Filmstars: Unter den bis 1918 meistgefilmten Personen im Kaiserreich nahm er mit 64 Auftritten den zweiten Rang ein. Die professionelle Kommunikation des Königshauses, der persönliche Pragmatismus und die unprätentiöse Volksnähe des Monarchen, die dem Ideal eines Bürgerkönigs nahekamen, weckten fraglos viele Sympathien. Dies stellte die Monarchie auf eine Basis, die über Verfassung, Gottesgnadentum und monarchisches Prinzip hinausging. Wie tragfähig diese war, musste sich jedoch erst erweisen.

Zwischen Front und Heimat

Die in den Vorkriegsjahren erarbeitete Chance zur Erneuerung der Monarchie auf der Basis eines konstitutionell-parlamentarisch-repräsentativen Bürgerkönigtums wurde jäh auf die Probe gestellt. Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, veränderte dies die Rahmenbedingungen grundlegend. Der unmilitärische Ludwig III. verzichtete darauf, eine fiktive Rolle als militärischer Befehlshaber einzunehmen. Er führte seine Repräsentationsbemühungen jedoch durch zahlreiche Frontreisen fort. Dank dieser Anstrengungen nahm er seine Stellung als Allerhöchster Kriegsherr wahr und konnte den Soldaten seine landesväterliche Treue vermitteln. Bis 1918 besuchte er an der Westfront bayerische Feldtruppen in Lothringen, im Elsass, in Nordfrankreich, in Flandern sowie in Belgien. Seine Fahrten an die Ostfront brachten ihn nach Schlesien, Galizien, Polen, auf den Balkan, nach Weißrussland sowie in die Ukraine. Für die Soldaten, die ihn persönlich zu Gesicht bekamen, bedeutete dies eine herausgehobene Ehre. Gerade für sie, die vielfach nicht in deutsch-patriotischem Überschwang in den Krieg gezogen waren, besaß die Bindung an den König hohe Relevanz.

Zeitlebens hatte sich Ludwig aufgrund seiner religiösen Wertorientierung, die in der katholischen Soziallehre fundiert war, für soziale Interessen eingesetzt. Auch während des Ersten Weltkriegs bemühte er sich aktiv um eine Rolle als fürsorglicher Landesvater und soziale Instanz. Fortgesetzt betonte er gegenüber Soldaten, Kriegsopfern und deren Familien sein Mitgefühl, rief zu Sammlungen für die Verwundeten- und Angehörigenfürsorge auf und unterstützte diese durch Spenden in Millionenhöhe. Er stellte Schlösser als Lazarette, Erholungsheime oder Kinderanstalten zur Verfügung und ließ Volksküchen für die hungernde Bevölkerung einrichten. In den Nibelungensälen der Residenz ließ man eine Kriegsarbeitsstelle einrichten, die zur größten Nähstube Deutschlands wurde und der Versorgung von Truppen und Lazaretten diente. Fast täglich besuchten Mitglieder des Königshauses die zahlreichen in München und der Umgebung befindlichen Lazarette.

Daneben bestand die karitative Tätigkeit des Königshauses in der Sammlung von Liebesgaben für die Armee. Neben selbstgefertigten Wollsachen enthielten die Päckchen Zigarren, Nähzeug, Lebkuchen oder Seifenstücke. Die Spenden, die Einrichtung von Küchen, Spitälern und Erholungsheimen, die persönliche Sichtbarkeit der königlichen Familie durch die Lazarettbesuche sowie der Einsatz beim Versand von Liebesgaben dienten – neben der Verbesserung der Lage der Bevölkerung – nicht nur als Treuebezeugung des Königshauses zu seinen Bürgern und Soldaten, sondern waren ein symbolisches Kommunikationsmittel, das die Verbindung zwischen Heimat und Front, zwischen Monarchie, Soldaten und Zivilbevölkerung, garantierte.

Krisenhafte Monarchie

Ohne den Ersten Weltkrieg ist die Novemberrevolution des Jahres 1918 nicht zu erklären. Als die Ergebnislosigkeit der politischen Anstrengungen offenbar wurde, verlor die Monarchie an Glaubwürdigkeit. Die Mehrheit der Bevölkerung wartete spätestens ab 1917 auf innen-, sozial- und außenpolitische Erfolge. Ludwig III. vermied es zunehmend, Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen. Somit wurde das Vertrauen in seine Führungsqualität weiter beschädigt. Das vor dem Krieg begonnene Experiment der repräsentativen Bürgermonarchie war damit praktisch gescheitert. Allerdings war die Krise des monarchischen Systems keineswegs ein auf Bayern begrenztes Phänomen, sondern erstreckte sich auf alle Bundesstaaten sowie insbesondere auf die Reichsmonarchie. Ein isolierter bayerischer Rettungsversuch, beispielweise eine vom Reich losgelöste Systemreform zu einer parlamentarischen Monarchie, hätte den deutschen Staat ebenso in seinen Grundfesten erschüttert wie ein separater bayerischer Friedensschluss.

Die Popularität des Königs nahm dramatisch ab. Eine konsequente Verfassungsreform hätte den Druck von den Wittelsbachern genommen. Als Legitimationsstifter einer parlamentarisch-repräsentativen Monarchie hätte Ludwig III. zweifellos Erfolg haben können. Er versäumte es jedoch – trotz der von ihm gesuchten Nähe zum städtischen Bürgertum, zur ländlichen Bevölkerung sowie zu den Soldaten – den epochalen Umgestaltungen des Weltkriegs mit reformerischer Konsequenz zu begegnen. Auch eine Abdankung zugunsten seines populären Sohnes, des Kronprinzen Rupprecht, gelangte nicht mehr auf die Agenda, bevor die Krise der Monarchie im Spätsommer 1918 virulent wurde.

Erst der militärische Bankrott machte die Krise der Monarchie virulent. Zunehmend wurden Forderungen nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II. laut, in dem das größte Friedenshindernis gesehen wurde. Seit Ende Oktober 1918 wurde auch die Hoheitsgewalt der Wittelsbacher in Bayern öffentlich in Frage gestellt. Die radikale USPD schaffte es zunehmend, Protestpotenziale zu mobilisieren. Die Staatsregierung hielt eine revolutionäre Entwicklung noch immer für unwahrscheinlich. Der führende Kopf der bayerischen Landtags-SPD, Erhard Auer, kooperierte eng mit den Behörden und distanzierte sich von radikalen Forderungen. Nach den Oktoberreformen auf Reichsebene musste auch in Bayern schnellstmöglich eine Systemreform erfolgen. Ludwig verweigerte sich dieser Einsicht nicht. Am 2. November 1918 kündigte er Gesetzentwürfe zur Einführung des Verhältniswahlrechts und einer Entmachtung der Reichsratskammer an. Künftig würden nur Minister ernannt, die das Vertrauen des Landtags besaßen. Vertreter der drei großen Fraktionen – also erstmals auch der Sozialdemokraten – wurden dazu als Kandidaten bestimmt. Die Erlasse des Königs wurden allgemein begrüßt. Die sozialdemokratische Münchner Post feierte gar den Beginn einer neuen Ära, der Bayern zum demokratischsten und freiesten Staat des Reiches machen werde.

Novemberrevolution in Bayern

Die Situation bot Kurt Eisner die Gelegenheit, radikale Grundsatzfragen aufzuwerfen, wie dies kein Politiker vor ihm gewagt hatte. Binnen kürzester Zeit gelang es ihm, sich als Resonanzverstärker verschiedenster Protestpotenziale zu profilieren. Geschätzte 40000 bis 60000 Menschen kamen am 7. November 1918 auf der Theresienwiese zusammen – die größte politische Kundgebung, die München bis dato erlebt hatte. Am Ende einer chaotischen Veranstaltung, bei der sich Eisners Anhänger nicht an das Übereinkommen mit der SPD hielten, wurde eine Resolution angenommen. Darin wurde der sofortige Rücktritt des Kaisers gefordert, ebenso ein Paket von Reformforderungen. Die Massenkundgebung war jedoch in erster Linie eine Friedensdemonstration. Das bayerische Königshaus war nicht einmal der Hauptadressat dieser Aktion, die sich gegen den Krieg an sich wandte – allerdings auch gegen jene, die für dessen Verlängerung standen.

Inwiefern die Ereignisse ernst zu nehmen waren, schien vielen Zeitgenossen nicht klar. Thomas Mann notierte in sein Tagebuch: „Rote Fahnen, ein Soldat auf den Schultern der Leute, der an verschiedenen Stellen ‚Reden‘ gehalten [hatte]. Rufe: ‚Nieder mit der Dynastie!‘ ‚Republik!‘ Albernes Pack! […] Sonderbare, zweideutig ungewisse Stimmung in der Stadt, bei klarem, feuchtem Sternenhimmel. Revolutionär, aber friedlich und festlich. […] Man lässt die Leute sehr vorsichtig gewähren. Der Sinn des Ganzen scheint hauptsächlich partikularistisch, respektive antikaiserlich (‚Nieder mit den Hohenzollern‘) soweit es überhaupt Sinn hat und nicht ‚Faschingsersatz‘ ist.“

Der König befand sich während der aus dem Ruder laufenden Demonstration auf einem Spaziergang im Englischen Garten. Einer Anekdote zufolge warnte ein Passant Ludwig III. mit den Worten „Majestät, genga S’ hoam. Revolution is!“ Er kehrte eilends in die Residenz zurück. Eine Besetzung des Schlosses oder gar die Arretierung der königlichen Familie scheint jedoch nicht erwogen worden zu sein. Nach Abschluss der Kundgebung zog Eisner mit einer wachsenden Schar von Anhängern in die Stadt und stürmte handstreichartig Kasernen. Bald waren strategisch wichtige Gebäude durch Revolutionäre besetzt und ein Arbeiter- und Soldatenrat gebildet. Innerhalb weniger Stunden setzte Eisner eine Bewegung in Gang, die das politische System zum Einsturz bringen sollte. Die krisenhafte Monarchie fand in dieser Situation keine Fürsprecher mehr.

Vor der Residenz skandierten mittlerweile Tausende und forderten die Republik. Der 73-Jährige wich einer Reaktion aus und floh durch Nacht und Nebel nach Schloss Wildenwart am Chiemsee. Da die Überrumpelung der alten Gewalten auf Akzeptanz stieß, wagte Kurt Eisner am folgenden Morgen, die Republik auszurufen und die Wittelsbacher für abgesetzt zu erklären. In der Provinz wiederholte sich die Revolution ohne größere Schwierigkeiten. Das königstreue Bürgertum leistete keinen Widerstand. Die königliche Flucht wurde zu einer Fahnenflucht umgedeutet. Nicht die Verfallserscheinungen des Systems waren die Ursache des Zusammenbruchs der Monarchie, sondern die Resignation, Kriegsmüdigkeit und Friedenssehnsucht der Bevölkerung. Der Reputationsverlust, die sukzessive Entmachtung und die Entwertung des monarchischen Nimbus machten Ludwig III. sprach-, kraft- und teilnahmslos. Die Monarchie stürzte, als der Krieg verloren war und ihr Träger resignierte.

Exil und Tod

Eine Thronverzichtserklärung unterschrieb Ludwig nicht, sondern gab stattdessen eine Erklärung ab, in der er alle Beamten und Militärs ihres Treueides entband. Aus seiner Sicht sollte diese die Rechte der Krone wahren. Nachdem er sich „infolge der Ereignisse der letzten Tage nicht mehr in der Lage“ sah, die Regierung weiterzuführen, stellte er allen Beamten, Offizieren und Soldaten „die Weiterarbeit unter den gegebenen Verhältnissen frei“. Um Tatsachen zu schaffen, veröffentlichte Eisner die Proklamation am 14. November 1918 zusammen mit einer Erklärung: Den Thronverzicht nehme man zur Kenntnis. Ludwig III. war, wie seine Schwester Therese einige Tage später vermerkte, „ganz unterrichtet, und auf Alles gefasst.“ Für ihren Bruder tat es ihr „gar so leid“. Nun sei er, „der rechtmäßige König, welcher zum Regieren vorbereitet und geeignet war wie wenige, des Regierens beraubt […].“ Ludwigs persönliches Schicksal empfand sie als grausam: „Und welcher Undank des Volkes gegen ihn, der nur für sein Land gearbeitet hat […].“

Der vormalige König kehrte Mitte November aus Salzburg zurück und blieb drei Monate lang in Schloss Wildenwart am Chiemsee. Im Zuge der politischen Unruhen in der Zeit der Räterepublik, die in Bayern bis Mai 1919 blutige Revolutionen und Konterrevolutionen mit sich brachten, ging Ludwig abermals ins Exil. Nach seiner Heimkehr lebte er bis September 1921 abermals zurückgezogen am Chiemsee. Danach reiste Ludwig in die ungarische Tiefebene, um Zeit in seinen dortigen Besitzungen zu verbringen. Dort verstarb er am 18. Oktober 1921 an Herzversagen und Magenblutungen.

Die lange Tradition der bayerischen Monarchie und ihre tiefe Verankerung in Staat und Gesellschaft legen nahe, dass der Monarchismus in der Weimarer Republik eine einflussreiche politische Kraft hätte werden können. Eine Restauration des Königtums durch den vormaligen Kronprinzen blieb aus, da er befand, dass „eine dahin abzielende Bewegung vom Volke aus erfolgen“ müsse. Ludwig III. – der volksnahe Monarch, der vom Volk gestürzt wurde – sollte der letzte König in der Geschichte Bayerns bleiben.

Über den bayrischen König Ludwig II. und seine Freundschaften und Beziehungen ist dieser Artikel von Gastautor Marcus Spangenberg erschienen.

Über den Autor:

Stefan März, Dr. phil., geb. 1980, studierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Université Paris-Sorbonne Geschichte und Politische Wissenschaft.

Seit 2012 ist er als Wissenschaftsmanager sowie in der akademischen Forschung und Lehre tätig, unter anderem an der TU München. Daneben ist er erfolgreicher Sachbuchautor. Als ausgewiesener Kenner der Monarchiegeschichte sowie der bayerischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts veröffentlichte er zahlreiche Bücher und wissenschaftliche Beiträge, darunter auch eine Biografie zu König Ludwig III. von Bayern, verlegt vom Pustet Verlag.

März spricht regelmäßig als Vortragsredner in Museen und bringt seine Expertise zudem im Rahmen klassischer und digitaler Medienformate ein, u.a. für das ZDF und den Bayerischen Rundfunk.

Dr. Stefan März ist auf Facebook.

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