Über den Autor Paul Heyse: Ein Münchner Weltbürger als deutscher Literatur-Nobelpreisträger
Über den Autor Paul Heyse: Ein Münchner Weltbürger als erster deutscher Literatur-Nobelpreisträger
Paul Heyse (1830-1914) wurde in Berlin geboren, seine zweite Heimat, in der er auch erfolgreich und berühmt wurde, fand er jedoch in München. Dorthin hatte den dazumal noch recht unbekannten Schriftsteller König Maximillian II. von Bayern als literarischen Ratgeber berufen. Für ein damals recht hohes Jahresgehalt von 1000 Gulden waren die einzigen Pflichten des frisch verheirateten Literaten, an den Symphosien des Königs teilzunehmen sowie ab und zu bei den Teeabenden der Königin zu lesen oder den König auf Reisen zu begleiten.
Der Schriftsteller hatte genügend Zeit, Romane, Novellen und Gedichte zu verfassen und auch das gesellschaftliche Leben in München zu genießen und bei den Symphosien viele bedeutende Persönlichkeiten seiner Zeit, z.B. den Chemiker Justus von Liebig und den Arzt Max von Pettenkofer kennenzulernen. Auch mit bedeutenden Schriftstellerkollegen wie Gottfried Keller und Eduard Mörike war er im regen Kontakt und Austausch.
Als Gastgeber in seiner Heyse-Villa, die er ab 1874 bewohnte, war er berühmt – dort verkehrten alle Persönlichkeiten von Rang und Namen in München, ob nun Literaten, Künstler oder Wissenschaftler. Die Stadt war eines der geistigen Zentren Deutschlands.
Was mir an Heyses Persönlichkeit gefällt: Er stand für Leute ein und hatte eine Meinung. So kämpfte er immer für die Rechte von Autoren, engagierte sich sozial z.B. für Wärmestuben in München für die Armen und sogar für den Tierschutz. Als ein Autor 1893 mutmaßlich wegen seiner jüdischen Abstammung für den preußische Schiller-Preis, den er selbst 1883 erhalten hatte, von Wilhelm II. abgelehnt wurde, verzichtete er anschließend auf das Ehrenamt in der Auswahlkommission. Er unterstützte auch junge Autoren, wie z.B. Frank Wedekind und Joachim Ringelnatz.
Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gehörte er zu den beliebtesten und meistgelesenen deutschen Autoren. Auch wenn nach 1900 sein literarischer Zenit schon überschritten war, erhielt er 1910 als erster deutscher Autor den Nobelpreis für Literatur (davor hatten ihn schon der Historiker Mommsen 1908 und der Philosoph Eucken 1908 erhalten) .
Heyse schrieb, Romane, Gedichte und Novellen. Letzere werden heute als der bedeutendste Teil seines Gesamtwerkes angesehen, obwohl sie Heyse selbst als „Nebenprodukt“ seines Schaffens bezeichnete. Einige davon erschienen in den damaligen Wochenzeitschriften, „Der Schutzengel“ im Jahre 1900, in dem Heyse seinen 70.Geburtstag feierte, in der Gartenlaube. Ist es große Literatur, ist es „nur“ Unterhaltung? Ist der Autor zur Recht ziemlich vergessen oder eine Wiederentdeckung wert?
Fällt Euer eigenes Urteil!
Eine kurze Zusammenfassung des Inhalts der Novelle „Der Schutzengel“ findet Ihr hier, dieser Link führt Euch zum Anfang der Geschichte.