Was kostete wieviel? – Von Waren und Preisen – Serie

 In Alltagsleben, Geschichtsunterricht, Preise, Unkategorisiert

1. Einführung: Das liebe Geld – die Währung und ein Preisausschreiben

In dieser Reihe betrachten wir erst einmal „das liebe Geld“ an sich als Währung. Wir schauen uns Preise für verschiedene Waren und Güter an – angefangen bei den Lebensmitteln, wie Brot, Milch und Butter, über Genussmittel wie z.B. Kaffee und exotisches Obst bis hin zu Drogeriewaren, Kleidung, Haushaltsgeräten und Möbeln.
Natürlich stellt sich anschließend die Frage: Wie wurde das Geld damals verdient bzw. wer verdiente wieviel? Und wie hoch waren eigentlich die Mieten der Altbauwohnungen – die damals oft noch Neubauwohnungen waren? Was kam noch dazu an Ausgaben bzw. welche Güter konnte sich wer leisten? Was war normal und was war Luxus zur damaligen Zeit? Die Antwort findet Ihr in einer weiteren Reihe (stay tuned ?)

Seit der Gründung des deutschen Reiches 1871 gab es eine einheitliche Währung – die uns (aus der späteren DDR und D-Mark) bekannten Mark und Pfennig.

Münzen waren für folgende Werte im Umlauf:
Pfennig: 1, 2, 5, 10, 20, 50
Mark: 1, 2, 3 (ab 1908), 5, 10, 20

Bis 1907 waren auch noch die Silbertaler der ehemaligen deutschen Einzelstaaten gültiges Zahlungsmittel, deren Wert 3 Mark entsprach. Um die Umgewöhnung zu erleichtern, gab es ab 1908 ein 3-Mark Stück.

Banknoten wurden erst ab 1909 gesetzliches Zahlungsmittel, hier kleckerte man nicht, es gab Hundert- und Tausendmarkscheine. Korrekterweise der Hinweis dazu, in den einzelnen Staaten schon vorher Papiergeld gab – es durfte dann aber nur dort zum Bezahlen verwendet werden, z.B. in Sachsen und Preußen.

Folgende Banknoten waren im Umlauf (in Mark): 5, 10, 20, 50, 100, 1000

Was die Inflation angeht – sie war während dieser Zeit insgesamt gering. Es gab natürlich in den Jahren von 1900-1913, der von uns betrachteten Zeit, eine Teuerung, aber auch die Löhne und Gehälter stiegen parallel, so dass wir mit den in der Folge genannten Preisen aus verschiedenen Jahren als Momentaufnahmen durchaus hantieren können.

Manche Preise veränderten sich gar nicht. So kostete eine Hotelübernachtung im Hotel „Schwarzer Bär“ in Jena 1900 laut Werbung eines Reiseführers 2,50 – 3 Mark und 1912 dann „von 2 M an“ – wahrscheinlich das kleinste Einzelzimmer. Frühstück dazu gab es für 1 Mark. Das Hotel gibt es übrigens noch heute, nur unter „Telephon Nr. 44“ erreicht man wahrscheinlich niemanden mehr.
In beiden Anzeigen warb man mit seinen berühmten Gästen: „Absteigequartier von Luther 1522 und Otto von Bismarck 1892“ als „altrenommiertes und einziges Hotel 1. Ranges Jenas“. In der Anzeige von 1900 war übrigens noch der Preis für eine Bierflasche genannt – 40 Pfennig – auch dieses Getränk war 1912 nicht wesentlich teurer.

Wenn wir das zum Spaß mal mit dem Hotelpreis in Relation setzen, kostete das Bier ein Fünftel des günstigen Zimmers. Also bei einem heutigen Zimmerpreis von, sagen wir mal, 70 € – wir nehmen jetzt mal nicht das erste Haus am Platz, sondern Mittelklasse, wären das immerhin stolze 14 € für ein Bier!
Wie man merkt, lassen sich damalige Relationen sich nicht unbedingt auf die heutige Zeit übertragen!
In der Anzeige von 1912 ist die Erwähnung der „Auto-Garage“ bemerkenswert, die es 1900 noch nicht gab.

Ein Preisausschreiben und seine Preise als Einstieg
Wieviel war das Geld damals wert? Wie beim Preisvergleich des Hotel-Biers schon bemerkt, ist ein Vergleich zu den Lebenshaltungskosten von heute ist gar nicht so einfach! Als Einstieg für Preise hier ein paar Beispiele, die ich einem Preisausschreiben der Sonntagszeitung von 1907 entnommen habe.
Aufgerufen wurde die Leserschaft zu einem Artikel zum Thema „Das eindrucksvollste Ereignis in meinem Berufsleben“ und -Achtung- es war das erste Jahr, in dem die Aufgabenstellung für beide Geschlechter die gleiche war. Wobei darauf hingewiesen wurde, dass „vor allem auch der natürliche Beruf der Frau als Gattin, Mutter und -Erzieherin“ mit einbezogen werden sollte. Trotz dieser Einschränkung war es ein Anfang!

Aber zurück zu den Preisen und deren Wert in Mark: Fangen wir gleich mal exklusiv an: Ein Brillantring und ein silbernes Kaffeeservice wurden mit je zirka 300 Mark beziffert, ein Dutzend silberner Messer und Gabeln war 100 Mark wert, eine Herrenschreibtischgarnitur kostete 50 Mark, eine Waschmaschine (deren Funktionsweise aber nicht näher erläutert wird) ebenfalls. Am Ende der Preisskala steht ein Reisenecessaire für 30 Mark und ein elegant gebundenes Konversationslexikon für 15 Mark.

So, jetzt seid Ihr über die Preise der relevantesten Produkte informiert. Nein? Dann schauen wir uns die einzelnen Preise von Waren in der Folge mal genauer an.

Es stellt sich natürlich die berechtigte Frage, woher wir unsere Preise eigentlich haben? Quellen für Preise waren zum einen aus Werbungen in Zeitschriften wie die „ Sonntagszeitung für’s deutsche Haus“, „Die Gartenlaube“ oder auch das Blatt „Daheim“. Auch alte Kataloge – teilweise gibt es sie als Reprints- lieferten Auskünfte über Warenpreise. Man konnte damals schon erstaunlich viel per Post bestellen und sich liefern lassen. Eine weitere Quelle für Preise waren statistische Jahrbücher – insbesondere für Grundnahrungsmittel.
Und „last but not least“ haben wir auch durch Haushaltskalender wertvolle Informationen zum Thema Preise sowie Einnahmen und Ausgaben erhalten.

Diese Artikel zu Preisen sind bereits erschienen:

2. Teil: Was kosteten Lebensmitteln: Vom Kilo Brot bis zum Pfund Zucker
3. Teil Was kosteten Genußmitteln: Von Bohnenkaffee bis zur Zigarette
4. Teil: Preise von Drogerie-Artikeln: Von Seife zum Klosettpapier

Auch interessant: „Wer verdiente wieviel? Löhne und Gehälter im Kaiserreich“ – hier geht es zum Artikel.

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