Was geschah im Dezember 1908?

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Zwei deutsche Nobelpreisträger werden gefeiert – aber welche?

Preisfrage: Welcher der drei Kandidaten bekam 1908 keinen Nobelpreis?

1908 sind zwei deutsche Wissenschaftler bei der Vergabe der Preise ganz vorne mit dabei, so heißt es übereinstimmend in den Wochenzeitschriften. Aber Moment – die Namen in den Artikeln sind unterschiedlich! In der „Gartenlaube“ und in der „Sonntagszeitung“ werden Dr. Paul Ehrlich als Preisträger für Medizin und Prof. Dr. Rudolf Eucken als Preisträger für Literatur genannt. In der Zeitschrift „Daheim“ feiert man als ersten Preisträger auch Ehrlich, als zweiten aber Max Planck für den Nobelpreis für Physik. Zufall oder Absicht? Wahrheit oder Dichtung?

Ein Blick in die Nobelpreisträger-Liste von 1908 schafft Klarheit: im Fall Plancks: pure Dichtung. Wobei der Verfasser des Daheim-Artikels insofern prophetisch war, dass Max Planck in seinem Leben noch den Nobelpreis für Physik erhalten sollte – und zwar genau 10 Jahre später, 1918!

Absicht war es wahrscheinlich nicht, nur eine Fehlinformation. Wobei doch etwas rätselhaft ist, wie es zu der Zeitungsente kam. Denn Telefone gab es schon und Telegramme auch, abgesehen davon, dass die Preisträger ja schon vorher bekannt gegeben werden. Vielleicht war das zu dieser Zeit noch nicht so? Das Rätsel, wie es zum „falschen“ Nobelpreisträger kam, werden wir wohl nicht mehr lösen können.

Aber schauen wir einmal kurz zurück, wer eigentlich Alfred Nobel, der Stifter, war und seit wann es den Nobelpreis gibt.

 

Alfred Nobel, geboren 1833 in Stockholm, hatte Glück. Sein Vater, ein Ingenieur und Industrieller, war so wohlhabend, dass er eine erstklassige Ausbildung erhielt – zunächst besuchte er eine Schule in Stockholm, dann wurde er zusammen mit seinen drei Brüdern in St. Petersburg, wohin die Familie inzwischen gezogen war, von Privatlehrern unterrichtet. Schon im Alter von 17 Jahren sprach er fünf Sprachen fließend und war sehr vielseitig gebildet und interessiert. Zum Leidwesen seines Vaters Immanuel auch für englische Literatur. Der Vater wollte einen Ingenieur für seine Firma heranziehen, außerdem fand er seinen Sohn zu introvertiert. Alfred wurde für naturwissenschaftliche Studien ins Ausland geschickt und bereiste Schweden, Deutschland, die USA und Frankreich. Die entsprechenden Sprachen konnte er ja bereits sprechen.

In Paris lernte er einen jungen Chemiker aus Italien kennen, der einige Jahre davor eine hochexplosive Flüssigkeit namens Nitroglyzerin entdeckt hatte und damit Versuche machte. Zunächst wurde die Substanz für zu gefährlich gehalten, um nutzbringend eingesetzt werden zu können. Nichtsdestoweniger faszinierte dieser Stoff Alfred Nobel und er begann, damit zu experimentieren. Wieder zurück in Stockholm, setzte er seine Experimente fort. Als es bei einem Experiment zu einer Explosion kam, starben mehrere Menschen, darunter auch sein jüngerer Bruder. Sein gesamtes Laboratorium wurde gleichfalls zerstört. Alfred selbst war bei dem Experiment nicht dabei gewesen. Danach wurden Experimente mit Nitroglyzerin von den schwedischen Behörden in Stockholm verboten und Alfred musste sich nach einem neuen Standort umsehen – er fand ihn auf einem Lastkahn auf dem See Mälaren in der Nähe von Stockholm.

Auch in Deutschland hatte er Standorte für seine Experimente, u.a. in der Nähe von Hamburg und auf der Zeche Dorstfeld im Ruhrgebiet. 1867 gelang es schließlich mit Hilfe von Kieselgur (eine Art Steinmehl aus fossilen Kieselalgen) das flüssige Nitroglyzerin zu einer formbaren Masse zu entwickeln, mit der man sprengen konnte. Das Dynamit war erfunden!

Nobel war nicht nur ein kluger Wissenschaftler, sondern auch ein sehr guter Geschäftsmann. Mit seiner Erfindung gelangte er zu Wohlstand. Mit der Zeit gründete er an mehr als 90 Standorten Unternehmen und Labore und war damit in über 20 Ländern vertreten. Wenn er mal nicht reiste, erfand er weiter – bis zu seinem Tod 1896 hatte 355 Patente angemeldet. Nur sein Privatleben kam zu kurz. Schon als 43-jähriger fühlte er sich ausgebrannt. Zwei Frauen sind aus seinem Leben bekannt – zum einen seine wesentliche jüngere Geliebte Sophie Hess, mit der er 15 Jahre zusammen war, bis sie von einem anderen Mann schwanger wurde. Trotzdem unterstützte sie Nobel finanziell und bedachte sie auch in seinem Testament. Sie schrieben sich während ihrer Beziehung mehrere hundert Briefe, teilweise mit brisantem Inhalt – so brisant, dass die Nobel-Stiftung sie geheim halten wollte und sie Sophie nach Nobels Tod für viel Geld abkaufte. Erst 1976 bekamen einige Wissenschaftler Zugang zu den Briefen, bevor sie 2017 veröffentlicht wurden. Durch diese Korrespondenz kamen einige weniger schöne Wesenszüge von Alfred Nobel ans Licht, waren doch rassistische und antisemitische Äußerungen in den Briefen zu finden.

Zurück zu seinem Leben: Eine zweite wichtige Frau darin war Bertha von Suttner. Auf eine Annonce hin hatte sie bei ihm eine Stelle als Privatsekretärin angenommen. Die Stellung gab sie zwar schon nach kurzer Zeit wieder auf, beide wurden jedoch Freunde und waren noch lange Jahre im Briefkontakt. Bertha von Suttner wurde zur Friedensaktivistin und sicherlich beeinflusste die Beziehung auch Alfred Nobels Entscheidung, einen Friedenspreis zu vergeben. Bertha von Suttner bekam ihn 1905 für ihr Engagement. Und da sind wir schon bei den Preisen: Während seines Lebens kinderlos geblieben, wollte Alfred Nobel der Nachwelt in Erinnerung bleiben. Und so veranlasste er zu Lebzeiten, dass mit seinem Vermögen eine Stiftung gegründet wurde und aus dem Fond (bzw. dessen Zinsen) die Wissenschaftler, „die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen erbracht haben“, einen Preis mit Preisgeld erhalten.

Noch heute ist der Nobelpreis die höchste Auszeichnung für Wissenschaftler aller Kategorien, in welchen der Preis jährlich vergeben wird. Das sind genau: Physik, Chemie, Medizin (oder wahlweise Physiologie) und Literatur. Außerdem stiftete er den Friedensnobelpreis für Persönlichkeiten, die sich um den Frieden bemüht haben.

Nobel betonte dabei, dass die Nationalität keine Rolle spielen durfte – der Würdigste sollte den Preis erhalten. 1896 starb er in Italien, wo er in seinen letzten Lebensjahren auch gelebt hatte.

Die Nobel-Stiftung wurde 1900 gegründet und 1901 die ersten Nobelpreise verliehen – und das bis heute. Auch wenn es neulich mal Ärger im Komitee gab und ein Preis dieses Jahr mal nicht verliehen wurde (Nobelpreis für Literatur).

Und unsere deutschen Preisträger von 1908 – also die beiden, die den Preis wirklich bekommen hatten – waren:

Prof. Dr. Paul Ehrlich in der Kategorie Medizin:

Ein Artikel in der Gartenlaube erzählt dazu:

 Der Preis für Medizin wird zwischen dem berühmten Pariser Bakteriologen Professor Metschnikow und dem Geheimen Medizinalrat Professor Dr. Paul Ehrlich, dem Direktor des Instituts für Serumforschung in Frankfurt a. M., geteilt. Letzterer, als Biologe bekannt und geschätzt, war früher Assistent von Robert Koch; er hat sich gleich diesem schwerwiegende Verdienste um die Erforschung der Schlafkrankheit erworben. Auch um den Ausbau des Kochschen Verfahrens der Tuberkulose-Bekämpfung hat sich Ehrlich verdient gemacht. In Strehlen in Schlesien im Jahre 1854 geboren, wurde er nach Vollendung seiner Studien Assistent des berühmten Klinikers v. Frerichs in Berlin, habilitierte sich 1887 und ging drei Jahre später nach Frankfurt an das Institut für Infektionskrankheiten, das unter der Leitung Robert Kochs stand. Im Jahre 1896 wurde er als Direktor an das zuerst in Steglitz bei Berlin eingerichtete Institut für Serumforschung berufen, mit dem er dann später wieder nach Frankfurt übersiedelte.

Paul Ehrlichs Wirken als Wissenschaftler ist noch heute hoch geachtet und anerkannt. Mit seiner Entwicklung einer medikamentösen Behandlung der Syphilis begründete er die Chemotherapie mit und war an der Entwicklung des Heilserums gegen die Diphterie maßgeblich beteiligt. Den Nobelpreis erhielt er für theoretische Fundierung der Immunologie und die Standardisierung der Wertbestimmung.

Nicht explizit erwähnt im Gartenlaube-Artikel ist, dass Paul Ehrlich einige Jahre an der Charité in Berlin arbeitete (unter dem oben erwähnten v. Frerich). In der ARD-Fernsehserie „Charité“ ist er eine der Hauptpersonen. Dort wird auch seine jüdische Herkunft thematisiert und der Antisemitismus, den es auch schon zur Spielzeit der Serie (1888) gab. Die vielgelobte Serie zeigt recht authentisch und spannend den Arbeitsalltag im Krankenhaus und das Wirken namhafter Wissenschaftler zu dieser Zeit in der Charité.

Eine Wiederholung im Programm ist in nächster Zeit aber leider nicht geplant (sagte man mir auf Anfrage), es gibt die Serie jedoch auf DVD und auf Amazon prime.

Paul Ehrlich starb 1915 in Bad Homburg. Ihm zu Ehren heißt das heutige Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel „Paul-Ehrlich-Institut“. Straßen, u. a. in seiner Wirkungsstadt Frankfurt/Main, Apotheken und Kliniken tragen seinen Namen, ein Wissenschaftspreis, eine Gesellschaft und sogar ein Mondkrater sind nach ihm benannt!

Prof. Dr. Rudolf Eucken in der Kategorie Literatur:

In der Gartenlaube heißt es dazu:

„Der Literaturpreis, für den unter anderen auch die in Deutschland viel gelesene Schriftstellerin Selma Lagerlöf in Aussicht genommen war, wurde Professor Rudolf Eucken in Jena zuerkannt. Dieser, ein Friese von Geburt, erblickte im Jahre 1846 in Aurich das Licht der Welt und empfing schon auf dem Gymnasium tiefere philosophische Eindrücke, die bestimmend für seine ganze Richtung wurden. Nach vierjähriger Tätigkeit als Gymnasiallehrer in Berlin wurde Eucken 1871 als ordentlicher Professor der Philosophie nach Basel und drei Jahre später in gleicher Eigenschaft an die thüringische Landesuniversität berufen – er der überzeugte Anhänger des Christentums, der begeisterte Vorkämpfer religiöser Wiedergeburt, wirkte dort Seite an Seite mit Häckel, dem bedeutendsten Vertreter des von Eucken so leidenschaftliche bekämpften Naturalismus. Es war ein friedliches Nebeneinander, trotz der Verschiedenheit der Ansichten, und die Studenten scharten sich um jenen, so auch in der gleichen Begeisterung um Eucken, der sie mit temperamentvoller, von Idealismus durchglühter Rede zu entflammen weiß wie selten ein Lehrer der Jugend. Eucken ist außerdem eine der fruchtbarsten philosophischen Schriftsteller der Gegenwart, wenn er auch infolge seiner schweren tiefsinnigen Schreibweise nie in die breiteren Schichten dringen wird.

Nur ein einziges Buch von ihm ist „populär“ geworden, sein systematisches Hauptwerk: „Die Lebensanschauungen der großen Denker. Eine Entwicklungsgeschichte des Lebensproblems der Menschheit von Plato bis auf die Gegenwart.“ Alle andern, ob sie auch mehrere Auflagen erlebten, wie seine „Geschichte und Kritik der Grundbegriffe der Gegenwart“, „Der Kampf um den geistigen Lebensinhalt“, „Der Wahrheitsgehalt der Religion“ u.a. werden nur in engeren Kreisen gelesen“.

 Auf Selma Lagerlöf kommen wir übrigens in dieser Ausgabe noch einmal zu sprechen.

Und heute? Sind er und seine Schriften eher in Vergessenheit geraten. Anscheinend war sein Werk schon damals in Schweden populärer als in Deutschland, besonders bei dem damaligen König Oscar II., der auch Mitglied der schwedischen Wissenschaften der Akademie war (welche die Preise bestimmte). In Deutschland hatte er als Wissenschaftler zu seinen Lebzeiten eher eine Außenseiterposition. Eucken blieb übrigens bis 1920 Professor an der Jenaer Universität. Er starb hochbetagt 1926 in Jena. Einer seiner Söhne, er hatte ingesamt drei Kinder, war der Nationalökonom Walter Eucken, der als einer der Vordenker der sozialen Marktwirtschaft gilt.

Bleibt noch eine letzte Frage: Wie hoch war 1908 das Preisgeld? Auch sind sich die Zeitschriften uneins: laut Gartenlaube 154 262 Mark, laut Sonntagszeitung 192 000 Mark. Heute beträgt es (laut Wikipedia) pro Auszeichnung ca. 873 000 Euro. Der Wert des Betrags von damals und heute ist ähnlich.

Ein Kleinod in der Lüneburger Heide damals und heute: Heidemuseum Wilsede

Immer wieder ein (freudiger!) AHA-Moment ist, wenn ich Institutionen, also Theater, Museen, Denkmäler etc., über die 1908 berichtet wurde, googele und feststelle: Es gibt sie noch! Nach 110 Jahren und zwei Kriegen! So auch das Heidemuseum Wilsede, über welches die Zeitschrift „Daheim“ folgendes berichtet:

„Noch vor zehn bis fünfzehn Jahren war Wilsede so wenig bekannt wie die Heide selbst, denn das armselige Dörfchen, das kaum ein halbes Dutzend Gehöfte und nicht mehr als 60-70 Seelen zählt, liegt fernab von allen Heerstraßen des Verkehrs an der Lehne des Wilseder Berges. Dieser Berg, der zur Höhe von 170 Metern ansteigt, bildet den innersten Kern der Lüneburger Heide und den höchsten Punkt des norddeutschen Flachlandes westlich der Elbe.

Heute ist die unter mächtigen Eichen versteckte Siedelung das Ziel ungezählter Touristen aus Süd und Nord geworden, denn die Umgebung Wilsedes ist nicht nur überreich an Naturschönheiten (der Berg, der sagenumwobene Totengrund etc.), sondern der Ort bietet seit kurzem ein Kleinod von besonderem Reize: das Heidemuseum, eine Gründung begeisterter Männer, denen darum zu tun war, kommenden Geschlechtern ein altes Heidegehöft, ein Stück niedersächsischen Volkstums in seiner Eigenart zu erhalten, was auch mit überraschendem Geschick gelungen ist. Nichts an der inneren Ausstattung erinnert an ein Museum im gewöhnlichen Sinne des Wortes. Bis auf das moderne Ziegeldach, das – leider – von der Brandpolizei vorgeschrieben wurde, ist der Heidehof, wie er sich vor 100 Jahren darstellte, echt und recht.“

 Man kann sich bei dem Artikel über einiges amüsieren, sei es der erwähnte 170 Meter hohe Berg (sorry, Flachländer), die damals „ungezählten“ Touristenströme oder die begeisterten Männer-Gründer und deren „überraschendes“ Geschick.

Überraschend fand ich zwei weitere Aspekte: das schon damals Museen gestaltet wurden, die sich nicht als Museum anfühlten, sondern einen in die Zeit zurück entführten – eigentlich eine moderne Museums-Auffassung. Und dass schon damals der Brandschutz nervte (bzw. bei der Gestaltung ein Wörtchen mitzureden hatte)!

Heute hat der Ort Wilsede 40 Einwohner und das Heidemuseum gibt es immer noch. Auch wenn es gerade, also im Winter, leider geschlossen ist. Für alle, die nächstes Jahr einen Besuch in der Lüneburger Heide planen: Es ist von Mai bis Ende Oktober geöffnet. Und einen Kilometer weiter ist auch der „sagenumwobene“ Totengrund, der durchwandert werden kann und für seine (nein, nicht Toten) Heideflächen berühmt ist. Woher sein Name kommt, dazu gibt es verschiedene Theorien, hier (Link) kann man sie nachlesen. Und noch ein Fakt zur Lüneburger Heide zum Schluß: es ist das erste Naturschutzgebiet Deutschlands, schon ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Heidegebiete unter Schutz gestellt.

Eine Buchempfehlung von Weihnachten 1908: Die Reise des kleinen Nils Holgerson mit den Wildgänsen

Eine Rubrik der Zeitschrift „Daheim“ war „Neue Bücher“. Wenn man die vorgestellten Bücher vom Dezember 1908 anschaut, kennt man zunächst keines, ob nun „Wintersaaten“ von Frida Schanz „Das deutsche Herz“ von Adolf Schmitthenner oder von Marta Starnberg „Gebunden und doch frei“

Bis auf „Nils Holgerson…“ von Selma Lagerlöf, damals erschienen beim Verlag Albert Langen, München.

Die Originalgeschichte war in Schweden schon 1906/07 erschienen, 1908 kam dann die deutsche Übersetzung. In der Besprechung heißt es:

„Als entzückendes Kinderbuch empfehle ich „Die Reise des kleinen Nils Holgerson mit den Wildgänsen“ der berühmten schwedischen Schriftstellerin. Besonders die Geschichte Karr und Graufell ist so wundervoll elementar, so ganz ein Stück Naturpoesie und naive Tiergeschichte, daß sie wohl aus dem Herzen eines Urvolkes entstanden sein könnte.“

Die „berühmte schwedische Schriftstellerin“ von damals ist im Gegensatz zu allen anderen dort empfohlenen Autoren auch heute noch berühmt. „Nils Holgerson“ sollte ihr bekanntestes Buch werden. Der Roman entstand im Auftrag des schwedischen Volkslehrerverbandes und war als Lesebuch für Schulen gedacht. Die phantastische Geschichte vermittelt neben Erziehungsgedanken auch gleichfalls ein liebevolles Porträt des damaligen Schwedens. Das Buch wurde in mehr als 30 Sprachen übersetzt und auch verfilmt –viele werden sich aus ihrer Kindheit an die Zeichentrickfilm-Serie erinnern (ich auch!).

Selma Lagerlöf war schon 1908 für den Nobelpreis favorisiert – wie im 1. Artikel erzählt, bekam ihn dann jedoch der Philosoph Eucken. Im folgenden Jahr wurde ihr dann der Nobelpreis für Literatur zugesprochen.

Die Autorin engagierte sich neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit vielseitig, ob politisch, in Frauenfragen und sozial. Sie starb 1940.
Noch heute ist ihr Klassiker ein beliebtes Weihnachtsgeschenk für Kinder – ob nun als Buch oder Film.

Ein Straßenbild, was niemand vermissen wird: kleine Weihnachts-
verkäufer

 

Unter diesem Bild, in einer Dezember-Ausgabe der Sonntagszeitung veröffentlicht, steht:

Die kleinen Berliner Weihnachtsverkäufer werden sich dieses Jahr zum letztenmal durch die belebten Straßen der Reichshauptstadt drängen und ihren armseligen Groschentand der vorüberhastenden Menschenmenge anbieten. Durch Verfügung des Berliner Polizeipräsidiums ist für Kinder der Straßenhandel vom 1. Januar 1909 ab untersagt worden. Mit den kleinen Händlern verschwindet ein charakteristisches Bild des weihnachtlichen Straßenlebens, doch wird dies, im Interesse der Jugend, kein Menschenfreund bedauern.

Bereits in einem Gesetz von 1903 war Kinderarbeit im gesamten Kaiserreich für Kinder unter 12 Jahren in gewerblichen Unternehmen untersagt worden. Allerdings blieb sie bis 1906 noch in Familienbetrieben erlaubt und es gab sie im „Grauzonenbereich“, wie z.B. auf dem obigen Bild zu sehen, noch lange danach.

Ein beliebter Weihnachtsspaß aus England: Riesenknallbonbons

Die Gartenlaube erzählt zum Bild:

Weit mehr noch als bei uns spielt der Knallbonbon in England die Rolle des Spaßmachers, der bei keinem Festmahl fehlen darf, und er gehört dort auch zum zum altherkömmlichen Weihnachtsrequisit wie bei uns Pfefferkuchen und Marzipan. Dieser Bedeutung gemäß hat der „Cracker“ im Land der Nebel und Plumpuddings auch immer gewaltigere Formen angenommen. Crackers von 1 ½ Metern Länge und mehr, deren Ausziehen oft die Kräfte der ganzen Tischgesellschaft erfordert, gehören nicht mehr zu den Seltenheiten. Unsere Abbildung gibt einen dieser sogenannten Giant-Crackers wieder, der statt des üblichen Pulverstreifens eine ganze Dynamitbombe aufnehmen könnte.

Aber er denkt gar nicht dran, Schrecken und Verheerung anzurichten, er birgt unter kunstvoller Außenhülle eine ganze Ladung von Geschenk- und Scherzartikeln: genug, um die ganze Gesellschaft mehr oder weniger freudig zu überraschen. Welche Nachfrage nach diesen Knallbonbons herrscht, geht daraus hervor, daß es in London eine Fabrik gibt, die sich ausschließlich mit der der Herstellung dieser Crackers befaßt, und die zu diesem Zweck 500 Arbeiterinnen beschäftigt.

Bei uns gibt es Knallbonbons eher zu Sylvester, aber andere Länder, andere Sitten! Ich wünsche Euch ein gelungenes Weihnachtsfest, wo immer Ihr feiert: ob daheim oder im Land der Nebel und Plumpuddings, in exotischen Gefilden, im Schnee oder in der Sonne!

Herzlichst

Eure Grete

Was geschah davor und danach? Hier die Links zu den Artikeln „Was geschah im Dezember 1908?“ sowie „Was geschah im 2. Halbjahr 1911?“

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