Stephanie von Belgien – Gemahlin von Kronprinz Rudolf – Frühe Enttäuschung und spätes Glück

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Ein Gastartikel von Petra Herzberg

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Jugend und Erziehung in Belgien

Es war kalt im Schloss von Laeken in der Nähe von Brüssel am 21. Mai 1864, als Marie-Henriette von Österreich, die Gemahlin des Königs Leopold II von Belgien einem kleinen blassen Mädchen das Leben schenkte. Prinzessin Stephanie war die zweite Tochter von König Leopold II von Belgien. Ihre Geschwister waren Louise (1858–1924), Clementine (1872–1955) und der schon als Kind im 10. Lebensjahr verstorbene Kronprinz Leopold (1859–1869).

Stephanie und ihre Geschwister hatten keine schöne Kindheit. Die Mutter zeigte den Kindern ihres ungeliebten Mannes wenig Zuneigung. Der Vater langweilte sich mit den Töchtern. In dem ewig kalten und zugigen Schloss wuchsen die Mädchen auf, sollten durch die Kälte abgehärtet werden. Sogar im Winter waren die Fenster der Kinderzimmer stets offen. Die Mädchen mussten sich mit eiskaltem Wasser waschen und waren oft erkältet. Stephanie trug durch die Erfrierungen für den Rest ihres Lebens rote Arme davon. Sie war sehr blond und hatte eine weiße Haut, helle Augen und so gut wie keine Augenbrauen und Wimpern. Ihre Haare waren dünn und Stephanie musste zu Haarteilen greifen, damit sie eine schöne Frisur tragen konnte. Das alles wurde natürlich später zum Gespött am Wiener Hof, doch kaum jemand wusste, warum ihre Arme so rot waren.

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Stephanie in Zivil zur Zeit ihrer VerlobungSammlung Petra Herzberg

Kennenlernen und Verlobung mit Kronprinz Rudolf von Österreich

Es ist Anfang März 1880 als der kuk Hofzug mit Kronprinz Rudolf an Board nach Brüssel dampft. Rudolf von Österreich ist auf der Suche nach einer passenden Gemahlin. Er war schon in Madrid, Lissabon und Dresden vorstellig geworden, doch die dortigen heiratsfähigen Prinzessinnen gefielen ihm nicht. Für den Wiener Kaiserhof kam als zukünftige Gattin für Rudolf nur eine katholische ebenbürtige Prinzessin in Frage. Also sprach man am Brüsseler Königshof vor und hatte die blutjunge katholische Prinzessin Stephanie ins Auge gefasst. Die Verheiratung wurde von den Höfen in Wien und Brüssel strategisch geplant. Im Schloss Laeken werden Stephanie und Rudolf in einen Separatraum geführt und durften sich eine kurze Zeit allein unterhalten. Währenddessen macht Rudolf ihr den Heiratsantrag, den sie freudig annimmt, in der Hoffnung im Hafen der Ehe Glück, Wärme und Liebe zu erfahren, was ihr aus dem Elternhaus nie entgegengebracht wurde.

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Verlobungsbild Stephanie von Belgien und Kronprinz Rudolf von ÖsterreichSammlung Petra Herzberg
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Weiteres Bild: Verlobung von Stephanie von Belgien und Kronprinz Rudolf von Österreich 1880Sammlung Petra Herzberg

Die beiden verlobten sich am 7. März 1880 im Schloss Laeken. Was Stephanie erst später erfuhr, war, dass Rudolf zum Kennenlernen seine aktuelle Mätresse aus Wien nach Brüssel mitgenommen hatte. Als Rudolf mit seiner Braut nach Wien zurückkehrte, stieß die Wahl dieser Braut jedoch auf große Verwunderung, Ablehnung und Lästereien. Stephanie hatte noch nicht ihre Tage, war unreif, steif, ihre Bewegungen waren linkisch, sie sprach kein Ungarisch und schlechtes Deutsch und in den Augen der Wiener war sie nicht schön genug für den beliebten Kronprinzen, der an jeder Ecke die schönsten Frauen der Monarchie haben konnte. Die Hochzeit wird aus diesen Gründen immer wieder verschoben, bis dann doch nach der ersten Menstruation der Braut die Hochzeitsglocken läuten konnten.

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Stephanie als junge BrautSammlung Petra Herzberg
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Porträt der jungen StephanieSammlung Petra Herzberg

Plötzlich Kronprinzessin von Österreich-Ungarn

Als Stephanie ihre Tage bekam, war sie 16 Jahre alt und die Hochzeit wurde für den 10. Mai 1881 in Wien geplant. Auf die Trauung folgten die Flitterwochen im Schloss Laxenburg, unweit von Wien gelegen.

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offizielles Hochzeitsfoto von Stephanie und RudolfSammlung Petra Herzberg
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2. Hochzeitsbild von Stefanie und RudolfSammlung Petra Herzberg

Dort ist Rudolf geboren worden und dort verbrachten der Kaiser und Sisi ebenfalls ihre Flitterwochen. Stephanie empfindet das Schloss grauselig, dunkel und kalt, ohne Teppiche und Blumen fühlt sie sich dort nicht wohl. Sie hinterließ uns in ihren Memorien „Ich sollte Kaiserin werden“ ihre Eindrücke der Hochzeitsnacht: „Welche Nacht! Welche Qual, welche Abscheu. Ich hatte nichts gewusst, man hatte mich als ahnungsloses Kind zum Altar geführt. Ich glaubte an meiner Enttäuschung sterben zu müssen…..“. Nach den Flitterwochen verbrachte das junge Paar zunächst einige Zeit auf Reisen und lebte dann in Prag. In dieser Zeit widmete sich Rudolf voller Elan seinen wissenschaftlichen Forschungen über die Vogelkunde. Die Ehe der beiden galt in den ersten Jahren zwar als recht glücklich, doch Stephanie schaffte es nicht, Rudolf an sich zu binden.

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Tochter Elisabeth in einer KutscheSammlung Petra Herzberg

Er ging wieder in die Gasthäuser und Heurigen in die Wiener Vorstädte, war dem schönen Geschlecht nicht abgeneigt, trank und rauchte zuviel. Die Geburt der einzigen Tochter Elisabeth Marie, genannt Erzsi im Jahr 1883 war für Rudolf eine Enttäuschung.

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Mutter Stephanie und Tochter ElisabethSammlung Petra Herzberg

Die Geburt eines Thronfolgers hätte dazu beitragen können, das konfliktbehaftete Verhältnis zu seinem Vater zu verbessern. Doch der erhoffte Thronfolger blieb gänzlich aus, da Rudolf Stephanie mit einer Geschlechtskrankheit infiziert hatte, so dass sie gar keine Kinder mehr bekommen konnte. Die standesbewusste Stephanie war sehr eifersüchtig und machte ihrem Mann viele Szenen. Stephanie lehnte Rudolfs Freunde, allen voran den Zeitungsverleger Moritz Szeps, ab und ließ das ihren Mann deutlich wissen. Ihrer Meinung nach vergiftete Szeps ihren Mann mit seinen liberalen Ideen. Im Gegenzug verstand der seelisch labile Rudolf die erzkonservative, bigotte und dünkelhafte Einstellung seiner Gattin nicht. Alles keine guten Voraussetzungen für eine funktionierende Ehe.

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Rudolph, Stephanie und Tochter ErzsiSammlung Petra Herzberg

Einmal nahm Rudolf seine Gattin mit nach Grinzing in ein Heurigenlokal. Sie fühlte sich völlig deplatziert zwischen all den lauten, singenden und trinkenden einfachen Menschen und und konnte nicht verstehen, wieso ihr Mann an den derben Wiener Liedern, dem vielen Alkohol, dem freizügigen Umgang mit den in ihren Augen ordinären Vorstadtdirnen so viel Gefallen fand. Sie wollte lieber Grande Dame sein, hofiert und bewundert, mit schönen Kleidern und allerlei Tand glänzen, in der ersten Reihe sitzen…. Stolz war sie sich stets ihres Titels bewusst, da sie in der Doppelmonarchie die einzige Trägerin einer Kronprinzessin von Österreich-Ungarn war, mit Aussicht einmal Kaiserin von Österreich-Ungarn zu werden. Doch sie musste mit ansehen, wie ihre Ehe zerbrach.

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Paarbild Kronprinz Rudolph und Stephanie v. BelgienSammlung Petra Herzberg

Kühle Blonde oder Trampeltier?

Am Wiener Hof war Stephanie nie beliebt. Sie trug dort den Spitznamen „kühle Blonde“. Von ihrer Schwiegermutter Kaiserin Elisabeth, wurde sie das „Trampeltier“ genannt, vor allem da sie nicht so grazil, schlank und schön war wie die Kaiserin selbst.

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Portrait Stephanie v. BelgienSammlung Petra Herzberg

Kaiserin Sisi erkannte aber ihren Vorteil, da Stephanie sich gerne öffentlich zeigte und gern repräsentierte. Daher ließ sich Sisi gern von Stephanie bei allen möglichen Gelegenheiten vertreten, vor allem bei ihrer verhassten Gründonnerstagszeremonie, wo das Kaiserpaar Greisen und Greisinnen in Demut die Füße waschen musste und ihnen dann Geschenke überreichte. Sisi schürzte bei solchen Gelegenheiten gern Kopfweh oder Unwohlsein vor, um nicht von den Wienern angestarrt zu werden.

Als Stephanie im Frühsommer 1887 mit Rudolf nach Galizien reiste, lernte die jetzt 23-jährige Kronprinzessin den 14 Jahre älteren und bereits verwitweten Grafen Artur Potocki kennen und lieben. Nur ihre Schwester Louise war eingeweiht und organisierte intime Zusammenkünfte des Liebespaares. Bald schon wurde in Wien gemunkelt, die Kronprinzessin treffe sich heimlich mit einem polnischen Adeligen. Auch Louise war in ihrer Ehe unglücklich und floh schließlich mit ihrem Geliebten Geza von Mattachich quer durch Europa bis sie in ein Sanatorium eingewiesen wurde. Sie hinterließ uns ihre Memoiren „ Throne, die ich stürzen sah“, ein hochinteressantes spannendes Buch, was antiquarisch zu erwerben ist.

 

Szenen einer Ehe und das Drama von Mayerling

Stephanie litt unter der Wesensänderung von Rudolf, der immer öfter zum Alkohol und zu harten Drogen griff. Als sie von Rudolfs Beziehung zu der blutjungen Baronesse Mary Vetsera, erfuhr, versuchte sie beim Kaiser zu intervenieren, doch dieser wollte es nicht sehen und sagte: „Du irrst, Rudolf geht es gut, du sollst nur mehr bei ihm sein“.

Dennoch zitierte Franz Joseph seinen Sohn zu sich und befahl ihm die Beziehung zu beenden. Rudolf ging sogar so weit, dass er einen Brief an Papst Leo XIII nach Rom schrieb, wo er um die Auflösung seiner Ehe mit Stephanie bat, damit er Mary heiraten konnte. Da die Antwort des Papstes, natürlich ein deutliches „Nein“, direkt zu Kaiser Franz Joseph geschickt wurde, zitierte er sofort seinen Sohn herbei. Der lautstarke Streit wurde von mehreren Bediensteten in der Hofburg vernommen. Schließlich verließ Rudolf zornentbrannt die Gemächer seines Vaters.

Wenig später geschah das Drama von Mayerling, als Rudolf zuerst Mary Vetsera erschoss und dann sich selbst. Rudolfs tragischer Selbstmord am 30. Januar 1889 im Jagdschloss Mayerling machte Stephanie im Alter von 25 Jahren zur Witwe. Der Kronprinz schrieb in seinem Abschiedsbrief an Stephanie: „Liebe Stephanie! Du bist von meiner Gegenwart und Plage befreit; werde glücklich auf Deine Art. Sei gut für die arme Kleine, die das Einzige ist, was von mir übrig bleibt.“

Seine und Stephanies Tochter Elisabeth Marie wurde von ihrem Großvater, Kaiser Franz Joseph, in Obhut genommen. Die als vernichtet geglaubten drei Abschiedsbriefe von Mary Vetsera an ihre Mutter Helene, die Schwester Hanna und den Bruder Feri wurden erst 2015 während einer Archivrevision in einem Safe der österreichischen Schoellerbank in Wien gefunden. Dort lagen sie seit 1926 in einem braunen Ledereinband neben Fotos und dem Taufschein von Mary und anderen Dokumenten. Heute befinden sie sich in der Österreichischen Nationalbibliothek.

 

Plötzlich allein mit einem kleinen Mädchen

Stephanies Beziehung zu Potocki ging weiter. Bald stellte sich heraus, dass er unheilbar an Zungenkrebs erkrankt war. Mehrere Male musste er operiert werden. Zum letzten Mal trafen sich die beiden Anfang 1890, doch da konnte Potocki kaum mehr sprechen. Er starb am 26. März 1890. Stephanie war untröstlich.

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Portrait Stephanie von BelgienSammlung Petra Herzberg

Um dem Wiener Hof zu entkommen, der ihr eine Mitschuld an Rudolfs Suizid gab, reiste die Kronprinzessin-Witwe wie ihre Schwiegermutter, Kaiserin Elisabeth, rastlos herum. Sie verbrachte viel Zeit mit ihren Schwestern Louise und Clementine, mit denen sie sich gut verstand. Sie vermied es, sich in Wien aufzuhalten, denn am österreichischen Hof hatte sie nach Rudolfs Tod keine Repräsentationspflichten mehr zu erfüllen.

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Stephanie von Belgien mit ihrer Schwester ClementineSammlung Petra Herzberg

Immer wieder versuchten ihr Vater und Kaiser Franz Joseph vergeblich, Stephanie mit dem österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand zu verheiraten; Franz Joseph wollte damit die nicht standesgemäße Verbindung des Thronfolgers mit Gräfin Sophie Chotek von Chotkowa verhindern, was ihm aber nicht gelang.

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seitliches Portrait von Stephanie v. BelgienSammlung Petra Herzberg

In der Zwischenzeit wächst Erzsi zu einer jungen schönen Frau heran und Stephanie überlässt die Erziehung und Sorge dem kaiserlichen Großvater. So entfremden sich Erzsi und ihre Mutter immer mehr und gehen schließlich getrennte Wege.

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Stephanie und Tochter ErzsiSammlung Petra Herzberg

Austritt aus dem Kaiserhaus und eine neue Liebe

Stephanies Stellung am Wiener Hof veränderte sich komplett nach dem Tod von Rudolf. Sie blieb zwar Mitglied der Hofgesellschaft und durfte in den Appartements ihres Mannes wohnen bleiben. Auch gewährte ihr der Kaiser ein Witwengeld von 150000 Gulden im Jahr. Nur Repräsentieren durfte sie nicht mehr, gerade das hätte sie gern weiter getan. Nachdem Stephanie fast zehn Jahre um Potocki getrauert hatte, verliebte sie sich in den ungarischen Grafen Elemér Lónyay von Nagy-Lónya und Vásáros-Namény. Der gutaussehende Graf ist ein ungarischer Edelmann vom Scheitel bis zur Sohle und entstammte uraltem Adel.

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Gräfin und Graf LonyaySammlung Petra Herzberg

Kaiser Franz Joseph gab widerstrebend seine Zustimmung zur Heirat. Um ihren Grafen heiraten zu können, verzichtete Stephanie auf den Titel einer Kronprinzessin-Witwe und schied im Einvernehmen mit dem Kaiser aus dem Kaiserhaus aus. Dass Stephanie aus der Dynastie nicht im Groll ausschied, zeigte Franz Joseph, indem er sie bei ihrer Abreise aus Wien persönlich zum Zug begleitete. Mit dem Tag ihrer erneuten Verheiratung wurde der Hofstaat der Kronprinzessin-Witwe aufgelöst und gleichzeitig ein Hofstaat für ihre Tochter Elisabeth Marie errichtet.

Auf der Schleife ihres Kranzes für den verstorbenen Kaiser standen 1916 die Worte „Von Deiner ewig dankbaren – Dich treu liebenden Stephanie.“

 

Zweite Heirat und Gräfin von Lónyay

Die stolze, elegante 36-jährige Stephanie heiratet Ihren Grafen Lónyay nach elf Jahren Witwenschaft am 22. März 1900 auf Schloss Miramare bei Triest.

Die für ein ehemaliges Mitglied des belgischen Königshauses und österreichischen Kaiserhauses nicht standesgemäße zweite Heirat führte zum endgültigen Bruch Stephanies mit ihrem Vater, dem belgischen König. Doch diese Ehe wurde Stephanies glücklichster Lebensabschnitt, den sie nie bereute.

Sie holt in ihrer überglücklichen Ehe alles nach, was ihr in der Wiener Hofburg versagt worden war. Das Paar lebte bis 1906 in der Villa Zichy in Kalksburg südlich von Wien gelegen, im heutigen 23. Wiener Gemeindebezirk Liesing. Ein paar Jahre später zogen die beiden ins Schloss Karlburg (ungarisch:Oroszvár), einem herrschaftlichen Besitz in der Nähe von Bratislava, das sie aus der Verlassenschaft der Gräfin Laura Henckel von Donnersmark kaufen konnten. Die zweistöckige Schlossanlage mit mehr als 200 Zimmern wurde mit allem Komfort und Luxus ausgestattet. Hier fühlt sich Stephanie sehr wohl und in ihrem Element. Sie lässt einen Wasserturm im Park errichten, um die Wasserversorgung zu verbessern und neue Bäder einbauen. Die Schlossherrin Stephanie ist hier der Mittelpunkt. Die Bediensteten sprechen sie mit „Königliche Hoheit“ an, sie erscheint zu den Dinners jeden Tag in einem anderen aufwändigen Kleid. Illustre Gäste sind zu den Jagden, Gesellschaften, Bällen und Dinners einladen, so auch Bertha von Suttner, die von der Gastfreundschaft der Lónyays begeistert ist.

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Stephanie v. Belgien und Graf LonyaySammlung Petra Herzberg

Lebensabend in Ungarn

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Stephanie v. Belgien in späteren JahrenSammlung Petra Herzberg

1935 veröffentlichte Stephanie unter dem Titel „Ich sollte Kaiserin werden“ ihre Memoiren. Dies führte in Österreich zu einem Skandal (Tochter Erzsi ließ die Verbreitung des Buches in Österreich gerichtlich verbieten), doch das Buch verkaufte sich dennoch unter der Hand sehr gut und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Der Abschiedsbrief von Rudolf an Stephanie ist dort als Faksimile abgedruckt. Gelegentlich findet man das Buch im Antiquariat, aber es wird nur noch zu einem stolzen Preis angeboten.

Während des Zweiten Weltkriegs quartierte sich im Herbst 1944 ein Waffen-SS-Kommando im Schloss ein. Im März 1945 versuchten die abziehenden deutschen Truppen das Ehepaar zum Mitkommen zu überreden, doch die Lónyays lehnten ab. In den letzten Monaten ihres Lebens verschlechtert sich Stephanies Gesundheitszustand sehr. Sie leidet an einem schweren Herzleiden und verlässt kaum noch ihr Bett. Die Lónyays sind alt, gebrechlich und einsam geworden. Am 2. April 1945 stürmen russischen Soldaten das Schloss und plündern gnadenlos die schönen Räume. Stephanie sitzt verwirrt und krank im Sessel und muss dem Treiben fassungslos und hilflos zuschauen.

Im Mai 1945 gelang es dem Erzabt der Benediktinerabtei von Pannonhalma, das greise Fürstenehepaar in seine Abtei zu bringen, die unter dem Schutz des Internationalen Roten Kreuzes stand. Dort verbringt Stephanie die letzten Wochen ihres Lebens; hier stirbt sie 81-jährig am 23. August 1945. Ihr Mann folgt ihr ein Jahr später nach. Ihrem Wunsch gemäß wurde sie in der Krypta der St. Stephans-Basilika von Pannonhalma beigesetzt. An der Bestattung nahmen nur ihr Mann, ihre Kammerzofe sowie Priester und Mönche der Erzabtei teil.

Über die Autorin:

Petra Herzbergs erste Passion ist die berühmte und beliebte Kaiserin Sisi und ihre Familie. Nicht nur, dass sie alle (deutschen) Bücher, die es zum Leben von Kaiserin Elisabeth (deren Spitzname übrigens nur in den Sissi-Filmen mit Romy Schneider mit Doppel-S geschrieben wird) und ihrem Mann Kaiser Franz Joseph gibt, gelesen hat, sie sammelt neben den Büchern auch Bilder, Fotos und Figuren rund um Sisi und ihre Familie.

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In ihrer Sammlung von Fotos hat sie im Laufe der Jahre sehr seltene Stücke zusammengetragen, darunter eine Reihe Originalaufnahmen, die in den bereits erschienenen Beiträgen wie auch in diesem zu sehen sind. Ihre profunde Kenntnis hat sie bereits in mehreren Artikeln zu verschiedenen Themen rund um Kaiserin Sisi bewiesen und gibt so gerne ihr Wissen an die Leser von Bürgerleben weiter. Inzwischen gehört sie zu den beliebtesten Autorinnen dieser Seite! Beruflich ist sie seit vielen Jahren erfolgreich in der Bankenbranche tätig. Ihre zweite Passion, die sie, aber das mehr zufällig, mit Kaiserin Sisi teilt: das Reiten im Damensattel und ihre zwei Pferde, ihr Ausgleich vom stressigen Joballtag. Und wenn dann noch Zeit bleibt – dann sitzt sie an ihrem Buch – über wen wohl?

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Zur einzigen Tochter Elisabeth, genannt Erzsi, hat Petra Herzberg diesen Artikel geschrieben: „Erzsi, Kronprinz Rudolfs einzige Tochter – die schöne Rebellin

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Von Christian Sepp wurden diese beiden Artikel zu Sisis Schwestern „Sophie Charlotte – das dramatische Schicksal…“ und „Marie Königin beider Sizilien – Sisis mutige Schwester“ sowie zu Sisis Mutter Ludovika und ihrer Familie veröffentlicht.

Von Stefan Haderer ist der Artikel  „Sisis jugendliche Schwärmer – die Kaiserin und ihre griechischen Vorleser“ hier erschienen.

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